Identität durch Bildung

Volkshochschulen aus Belgien, den Niederlanden und Aachen bieten ein gemeinsames Bildungs-Programm an. Angebote für Jugendliche und zur Regionalgeschichte bilden den Schwerpunkt

VON Salvio Incorvaia

Die Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen will nun drei Grenzen überschreiten: Die städtische Volkshochschule Aachen, die belgische Volkshochschule der Ostkantone in Eupen und das Arcus College im niederländischen Heerlen bieten seit Anfang diesen Monats unter dem Markenzeichen „Euregionale Akademie“ erstmalig grenzüberschreitende Bildungsveranstaltungen an.

„Mit dem gemeinsamen Programm wollen wir die Entwicklung unserer euregionalen Identität und das mutilinguale Lernen der Menschen fördern“, sagt der Akademie-Beauftragte Holger Dux von der Volkshochschule der Stadt Aachen. Auf gemeinsame und ergänzende Lerninhalte zwischen den drei Weiterbildungsträgern werde dabei ein besonders großer Wert gelegt.

Schwerpunkt der rund 20 multilingualen Weiterbildungsangebote der neugegründeten Akademie sollen gemeinsame Kurse und Workshops für Jugendliche zum Thema Beruf bilden. Die Erforschung und Erkundung der gemeinsamen Geschichte im Dreiländereck Belgien, Deutschland und den Niederlanden ist ebenso ein wichtiges Thema im Bildungsangebot. In allen Kursen können die Teilnehmer in ihrer Muttersprache sprechen. Nur bei größeren Konferenzen wird übersetzt. Das erste kooperative Programmheft der drei Institutionen wurde in der vergangenen Woche am Dreiländerpunkt, dem Schnittpunkt der geographischen Grenzen Belgiens, Deutschlands und der Niederlande öffentlich vorgestellt.

Als einen weiteren Meilenstein in der Kooperation zwischen den Menschen in der Region feierte auch die politische Führung die zusammengeschlossene Akademie: Die Bürgermeisterin von Vaals, Monique Quint-Maagdenberg, der Minister der deutschsprachigen Gemeinschaft, Hans Niessen und der Oberbürgermeister der Stadt Aaachen, Jürgen Linden, haben während einer Kundgebung die Euregionale Akademie eröffnet und den Vertrag über die Kooperationsvereinbarung unterschrieben.

Doch der Weg der bildungspolitischen Bemühungen zur Findung einer gemeinsamen Identität in der Euregio ist weit: Bei der Gründungsfeier sagte die Bürgermeisterin von Vaals, Monique Quint-Maagdenberg: „Trotz intensiver Bildungsbemühungen wird es noch ein bis zwei Generationen dauern, bis die Menschen unsere Landschaft wirklich als eine Region begreifen.“

Trotzdem gibt sich Holger Dux zuversichtlich: „Unsere Akademie soll weiterentwickelt und ausgebaut werden. Die Pläne für weitere, gemeinsame und ergänzende Module werden zur Zeit entwickelt.“ Die Grenzregion habe eine lange Tradition der Zusammenarbeit, insbesondere zwischen den beiden Städten Eupen und Aachen. Besonders im Bildungsbereich habe es schon erfolgreiche Kooperationen zwischen Unternehmen, Schulen und den Volkshochschulen gegeben.

Die zukünftigen Pläne des neuen Volkshochschulverbundes in der Aachener Grenzregion sind ehrgeizig: Mittelfristig sollen auch die französischsprachigen Bewohner der Region miteinbezogen werden. Doch die öffentlichen Kassen sind wie in den anderen Kommunen sehr knapp. Weitere Kooperationspartner aus Politik, Wirtschaft und Bildung werden für die Zukunft noch gesucht.