Kopfnicken

Mit Metaphern gegen Machos: Mit Awol One kommt ein Philosophen-Rapper der Gegenbewegung nach Bremen

Die Etablierung von HipHop als Mainstream-Musik hat die Trennung der Szene in Großverdiener und überzeugten Underground bewirkt. Ein besonders exzentrischer Vertreter der zweiten Gruppe gastiert am Freitag in der Lila Eule.

Awol One gehört zum HipHop-Kollektiv Shapeshifters aus Los Angeles. Der Druck, der vom Gangsta-Rap in dieser Stadt ausgeht, hat schon früh zu einer lebendigen Gegenbewegung geführt. Dem G-Funk mit seinen gewalttätigen Angebereien begegnet man mit Rap als Geheimsprache, einer undurchdringlich scheinenden Metaphernflut begleitet von hörspielartigen Sample-Collagen. Die Beats sind meist schwerfällige Konstrukte, zu denen das Kopfnicken eher seltsam aussieht.

Awol Ones favorisierter DJ Daddy Kev plündert bevorzugt den Fundus des elektrischen Jazz der frühen 70er, zerscratcht aber auch durchaus mal eine Opern-Arie. Awol One nölt dazu mit verräucherter Stimme und wirkt dabei „wie ein brutal ehrlicher Möchte-Gern-Philosoph, der dich verschlafen in deiner Nachbarschaftskneipe vollquatscht“, schrieb Mosi Reeves einmal über den Rapper.

Awol Ones brutal ehrliche Ansichten strotzen vor Humor: Die HipHop-übliche Prahlerei ersetzt er durch Pointen, die ihn selber dem Gespött aussetzen. „God blesses me, I can tell by his tears“, sagt er. Und wem das traurig vorkommt, dem sei versichert, dass Awol One live unvermutete Energien entwickelt. Da packt der DJ dann auch mal einen geraden Beat aus, zu dem man ganz hervorragend mit dem Kopf nicken kann. Dieter Wiene

12.3., 20.30 Uhr, Lila Eule