Zantke: „Ich bin nicht korrupt“

Prozessauftakt vor dem Bremer Landgericht: Der ehemalige Abteilungsleiter im Bauressort weist alle Bestechlichkeits-Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weit von sich und fühlt sich durch seine angebliche Vorverurteilung in der Presse „beschmutzt“

Bremen taz ■ Es geht um Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall: Gestern begann vor dem Bremer Landgericht der Prozess gegen den ehemaligen Abteilungsleiter im Bauressort und späteren Geschäftsführer der Bau Management Bremen GmbH, Professor Gottfried Zantke. Die Anklage wirft dem 61-Jährigen vor, bei der Vergabe von mehreren öffentlichen Bauprojekten seit 1994 – darunter der Ausbau der Weserstadion-Ostkurve und der Umbau der Lettow-Vorbeck-Kaserne in der Vahr zum Polizeipräsidium – das Bremer Unternehmen Zechbau begünstigt zu haben. Im Gegenzug habe die Firma ihm beim Umbau seines Privathauses in der Mathildenstraße Gratis-Leistungen für mindestens 231.000 Euro spendiert. Zum Prozessauftakt gab Zantke überaus eloquent und selbstbewusst eine knapp dreistündige Erklärung ab, in der er alle Vorwürfe der Anklage scharf zurückwies und im Brustton der Überzeugung feststellte: „Ich bin nicht korrupt.“

Auch Zantkes Verteidiger Professor Reinhold Schlothauer gab sich zu Prozessbeginn siegesgewiss: „Wir werden beweisen, dass – soweit Herr Zantke überhaupt in diese Bauvorhaben eingebunden war – er seine Dienstpflichten nicht verletzt hat“, so Schlothauer. Auch setze ein Tatbestand der Bestechlichkeit eine „Unrechtsvereinbarung“ voraus – es werde der Staatsanwaltschaft nicht gelingen, einen solchen Nachweis zu führen, prophezeite der Strafverteidiger – den es im Übrigen wunderte, dass sich unter den 82 von der Anklage benannten Zeugen kein einziger der vermeintlichen Bestecherin Zechbau befinde.

Die Argumentation der Verteidigung, die auf Freispruch zielt, wurde bei Zantke überdeutlich: Er sei in erster Linie für stadt- und baugestalterische Fragen zuständig gewesen und habe „in keinem Fall“ selbst in ein Vergabeverfahren eingegriffen oder einen Vorschlag gemacht, so Zantke. Es sei ein „Grundmissverständnis der Anklage“, in ihm einen „herausgehobenen Vergabeexperten“ zu sehen.

Keines der in Rede stehenden Projekte sei durch das Bauressort vergeben worden, so Zantke. Ungleich mächtigere Ressorts wie etwa Wirtschaft, Finanzen oder Inneres hätten es häufig vermieden, die Baubehörde einzuschalten – „die war ihrer Meinung nach ineffizent“. Das Bauressort, „ohnehin kein Schwergewicht im Senat“, habe „unter dem Ruf gelitten, vorwiegend mit Bedenkenträgern besetzt zu sein“.

Den Ausbau des Weserstadions etwa habe die Bremer Gesellschaft für Sport und Freizeit (BSF) auf der Grundlage einer von Zechbau und Werder vorgelegten Planung betrieben. Sein Haus habe erst durch eine Senatsvorlage von der Vergabe des Bauauftrags an Zechbau erfahren, so Zantke: „Da rollte der Zug schon.“ Beim Umbau der Lettow-Vorbeck-Kaserne wiederum hätten „baufachliche Laien im Innenressort“ befunden, dass das Hochbauamt viel zu langsam arbeite. Also sei das Projekt der dem Finanzsenator unterstellten landeseigenen Gesellschaft HIBEG übertragen worden.

Seit er 1985 in die Stadt gekommen sei, habe er sich, so Zantke nicht ohne eine Prise Pathos, „voller Überzeugung für Bremen engagiert“. Korruption habe er in seinem Berufsbereich „stets bekämpft“. Bitter beklagte Zantke seine angebliche „Vorverurteilung durch die Presse“ – er fühle sich „beschädigt und beschmutzt“. Was den Umbau seines Privathauses betreffe, habe er „keine Berührungsängste“ gehabt, zumal er dienstlich „nie mit Zechbau zu tun hatte“. Im Übrigen seien der Baufirma offenbar einfach die Kosten davongelaufen. Er habe vorab einen „plausiblen Festpreis“ vereinbart gehabt und mithin nie einzelne Handwerkerrechnungen zu Gesicht bekommen: „Wenn sich Zech verkalkuliert hat – welchen Sinn macht es, dieses Risiko mir anzulasten?“ Markus Jox

Prozess-Fortsetzung: Di, 16.3., 9 Uhr, Landgericht, R. 231