: Trübe Brühe – klares Wasser
Regelmäßig stellen wir an dieser Stelle aktuelle Werte aus dem Natur-Aktien-Index (NAI) vor. Heute: die Wedeco AG aus Düsseldorf. Die Firma produziert Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung
Zahlreiche Länder haben erhebliche Probleme mit dem elementaren Grundnahrungsmittel: Süßwasser droht knapp zu werden. Nur 3 Prozent der weltweiten Wasservorräte sind trinkbar. Es wird intensiv genutzt – vor allem auch industriell –, verschmutzt und ungenießbar. Desinfektion und Wiederaufbereitung sind daher eine globale und zentrale Aufgabe, die indes – von den meisten unbemerkt – gleichsam im Hintergrund erledigt wird.
Die Düsseldorfer Wedeco AG Water Technology ist seit Anfang 2000 im Natur-Aktien-Index (NAI) vertreten (WKN 514 180, ISIN DE 00 05 14 18 08, s. auch Beitrag unten). Das Kerngeschäft des Unternehmens ist die Wasserdesinfektion. Es stellt Reinigungsanlagen zur Aufbereitung von Abwasser her, das dann in der Landwirtschaft genutzt werden kann, als Trinkwasser sowie als Reinstwasser in der Industrie. Die dazu verwendete Technik beruht auf Ozon sowie ultraviolettem Licht.
„Dies eröffnet dem Unternehmen im Zusammenhang mit dem anhaltenden Marktwachstum gute wirtschaftliche Perspektiven“, weiß man beim Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft (Imug). Es erstellt die Unternehmensprofile für den Natur-Aktien-Index. Allerdings beherrsche die konventionelle Methode der Desinfektion mittels Verchlorung des Wassers zurzeit noch weltweit diesen Markt. Jedoch wird UV-Desinfektion wie von Wedeco bis zum Jahr 2005 ein Weltmarktanteil von rund 30 Prozent prognostiziert. „Unter ökologischen Gesichtspunkten sind die UV-Desinfektion und die Membranfiltration fortschrittliche Verfahren“, allerdings könne derzeit nur die UV-Technologie kostengünstig arbeiten.
Neben der ökologischen Qualität der UV-Desinfektion unternehme die AG auch in den Bereichen Umweltmanagement und Produktgestaltung so einiges, was sie vom Branchendurchschnitt abhebe. Wedeco verfüge über ein nach ISO 14001 zertifiziertes Umweltmanagementsystem, nach dem Energieverbräuche und Abfälle systematisch erfasst und gesteuert werden. Lieferanten würden auch unter ökologischen Gesichtspunkten ausgewählt, die Kunden zudem darüber informiert, wie die Wedeco-Produkte umweltverträglich einzusetzen seien. „Eine Umweltpolitik, die Bestandteil der Unternehmensleitlinien ist, liegt bei Wedeco in schriftlicher Form vor“, heißt es im Imug-Profil. Auch erforsche Wedeco Möglichkeiten, Abwasser so aufzubereiten, dass es direkt wieder in der Landwirtschaft verwendet werden könne oder sich sogar in das Grundwasser einspeisen lasse.
Ein Großteil der Produktion geht in den Export. Erst Ende April meldete Wedeco als jüngsten Großauftrag einen Zuschlag aus den USA. Man habe sich gegen drei Mitbewerber durchsetzen können und werde zwei UV-Desinfektionssysteme für die Stadt Charlotte in North Carolina installieren, die ab Mitte 2004 das Abwasser von mehr als einer halben Million Einwohnern aufbereite. Bisher werde das Abwasser dort mit Chlorgas desinfiziert.
Als einen problematischen Punkt spricht Imug an, dass die Wedeco AG eine Wasserdesinfektionsanlage einst auch an ein französisches Atomkraftwerk geliefert habe. „Auf Nachfrage erklärte Wedeco, dass die Lieferung an den französischen Energiekonzern EdF ein einzelnes Projekt sei, dessen Umsatzanteil deutlich unter 3 Prozent liege und das keine weiteren Folgeprojekte mit Atomkraftwerken nach sich gezogen habe.“ Einen Verstoß gegen NAI-Ausschlusskriterien sieht Imug darin nicht. Doch nicht nur international, sondern auch in Deutschland ist die Firma aktiv. So habe Wedeco im Rahmen des Projekts „Badegewässer Obere Isar“ die UV-Desinfektionsanlage für die Kläranlage Bad Tölz geliefert, weiß Imug. Weitere Neuentwicklungen seien die Reinigung von Sickerwässern aus Mülldeponien und von hoch belasteten Abwässern industrieller Herkunft. Aus Essen erhielt die Wedeco-Gruppe jüngst über ihre Tochter Wedeco Gesellschaft für Umwelttechnologie mbH den Auftrag für eine Ozonanlage zur Trinkwasseraufbereitung (Auftragswert 1,7 Millionen Euro).
Auf der Bilanzpressekonferenz am 31. März präsentierte Wedeco-Vorstand Werner Klink für das Geschäftsjahr 2002 einen „erfolgreichen Geschäftsverlauf“ mit einem Umsatzwachstum von 76,8 Prozent (Umsatz 2002: 143,9 Millionen Euro, 2001: 81,4 Millionen). Der Jahresüberschuss betrug 8,4 Millionen Euro (2001: 6,1 Millionen). In Europa wurden rund 60 Prozent, in Amerika rund 29 und in den übrigen Regionen weltweit rund 11 Prozent der Umsatzerlöse erzielt. Im Durchschnitt des Jahres 2002 arbeiteten bei Wedeco 724 Mitarbeiter, 306 mehr als im Jahr zuvor. 188 von ihnen gehören dem Ozonsegment an.
Wedeco verfügte Ende 2002 laut Bilanz über einen Auftragsbestand in Höhe von 47,1 Millionen Euro. Davon entfallen 19,4 Millionen Euro auf das UV-Segment und 27,7 Millionen Euro auf das Ozonsegment. Nach Unternehmensangaben ersetzen mittlerweile 200.000 Anlagen zur Wasseraufbereitung mehr als 100.000 Tonnen Chlor im Jahr, wodurch ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz geleistet werde. Produktionsstätten hat die Firma in Deutschland, den Vereinigten Staaten, in Frankreich, Italien, Ungarn und Korea. Sie verfügt über Tochtergesellschaften in 17 Ländern auf nahezu allen Kontinenten.
Im April spekulierte eine Tageszeitung, der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé wolle die Firma übernehmen, was Wedeco dementierte. Der Kurs stieg gleichwohl kurzfristig auf rund 14,50 Euro. Mit Bekanntgabe des Auftrages aus den USA kletterte die Aktie auf etwa 14,70 Euro. Anfang vergangener Woche pendelte der Kurs um 15 Euro. Seit Januar 2003 erzielte der Wert damit ein Plus von etwa 15 Prozent.
ANDREAS LOHSE
www.wedeco.de Das Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft (Imug) ist der Universität Hannover angeschlossen und arbeitet im Bereich Research und Nachhaltigkeitsfonds. Tel. (05 11) 9 11 15-0, www.imug.de
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