piwik no script img

Gentech-MaisSpeerspitze

Großbritannien übernimmt wieder einmal die Führung. Nach langen und heftigen Auseinandersetzungen hat diese Woche die britische Umweltminsterin gentechnisch veränderten Futtermais für den kommerziellen Anbau freigegeben. Ein gewagtes Vorpreschen. Denn der Streit über das Pro und Kontra der grünen Gentechnik wird in keinem anderen Land so unerbitterlich ausgefochten wie in Großbritannien. Vor vielen Jahren noch war es auf der Insel still und ruhig bei der Gentechnik. Großbritannien marschierte an der Spitze, als es darum ging, Erster in Europa zu sein, der seinen Bürgern ein Grüne-Gentech-Produkt anbot. FlavrSavr nannte sich die Anti-Matsch-Gentech-Tomate, die in Form von Ketchup Einzug hielt in die britischen Supermärkte. Später dann hat der Hightech-Ketchup die rote Karte bekommen. Aber nicht weil es Protestaktionen gab. Ökonomische Gründe wurden dafür angeführt, dass der Ketchup wieder verschwand. Inzwischen hat sich die Situation in Großbritannien grundlegend geändert. Eine bunte Schar von Kritikern hatte in letzter Zeit jeden Versuch der Blair-Regierung zunichte gemacht, der grünen Gentechnik zum Durchbruch zu verhelfen. Zur Akzeptanzbeschaffung setzte daher die Regierung in London auf ein groß angelegtes Programm für einen wissenschaftlichen Versuchsanbau. Vor wenigen Monaten wurde die Studienergebnisse veröffentlicht, mit einem verheerenden Ergebnis für jeden Biotech-Lobbysten: Weder bei den untersuchten gentechnisch veränderten Zuckerrüben noch beim Gentech-Raps konnte gegenüber konventionellen Pflanzen ein Nutzen festgestellt werden. Ganz im Gegenteil: Die Gentech-Pflanzen hatten in Bezug zur biologischen Vielfalt sogar einen negativeren Effekt. Lediglich der Anbau von Genmais, so genannten Bt-Pflanzen, war umweltfreundlicher als die konventionelle Produktion. Einziger Haken: Die Vergleichspflanzen wurden mit einem ökologischen Teufelspestizid, Atrazin, behandelt, das inzwischen auf der Verbotsliste steht. Kein Wunder also, sagen die Kritiker, dass der Gentech-Mais besser abschnitt. WLF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen