Solarfonds in den Startlöchern

Die höheren Vergütungssätze des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes für Solarstrom könnten einen Boom bei Solarbeteiligungen auslösen. Zahlreiche Modelle sind bereits in Vorbereitung, vom rein kommerziellen Investment bis hin zur Bürgersolaranlage

VON VOLKER UPHOFF/ECOreporter.de

Für Strom aus neuen Photovoltaikanlagen gibt es seit Januar mehr Geld. Eine entsprechende Änderung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) passierte Ende 2003 den Bundestag. Demnach kletterten die Einspeisevergütungen insbesondere für Dachanlagen von 45,7 Cent auf 57,4 Cent je Kilowattstunde Strom. Die Planer von Solarkraftwerken stehen nun in den Startlöchern.

„Wir sehen im neuen EEG einen Meilenstein für die Fondsentwicklung“, sagt Thorsten Vespermann, Sprecher des Hamburger Solarparkplaners Voltwerk AG. Für sein Unternehmen sei besonders wichtig, dass der frühere „Deckel“ einer Förderung für Anlagen bis 100 Kilowatt weggefallen sei. Früher mussten deshalb Beteiligungsfonds gestückelt werden, damit die Projekte noch in die Förderung durch das EEG kamen. Das erhöhte die Kosten je Einheit.

„Jetzt können wir fünf Dächer bündeln und einen Fonds daraus machen“, schwärmt Vespermann. Er glaubt, bundesweit könnten sich nun Solarfonds für Anlagen mit einer Größe von durchschnittlich 500 Kilowatt (kW) durchsetzen. Voltwerk will in diesem Jahr Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt 15 Megawatt auf Deutschlands Dächer bringen. Für Mitte März kündigt das Unternehmen den ersten neuen Fonds an: Der „Dreistädte-Solarfonds“ sieht eine Mischung von Solarkraftwerken auf drei Dächern in drei Städten vor. Die Mindestbeteiligung soll 5.000 Euro betragen. Bei der Rendite werde noch gerechnet, doch die Prognose werde wohl bei über sieben Prozent landen, meint Vespermann.

„Der Markt boomt extrem“, sagt Martin Zöller, der bei Gehrlicher in München den Vertrieb von Solarfonds organisiert. „Bei uns hat das Geschäft seit Januar um 20 bis 30 Prozent zugelegt.“ Durch die neuen Vergütungssätze sei eigentlich nichts besser und nichts schlechter geworden. „Nur die Planung ist verlässlicher.“ Früher habe man zinsgünstige Kredite aus dem 100.000-Dächer-Programm der KfW-Bankengruppe genutzt, so Zöller. Die höheren Einnahmen aus der Einspeisevergütung kompensierten deren Wegfall. Gehrlicher vermarktet zurzeit einen Fonds für eine Anlage auf dem Dach eines Parkdecks der Messe Riem. Die Leistung beträgt 178 Kilowatt, 785.000 Euro wurden investiert. Das Solarkraftwerk speist seit Dezember Strom ins Netz. Eine Rendite von 6,3 Prozent jährlich ist anvisiert. Die Mindestbeteiligung betrage 4.400 Euro. Auch die übrigen großen Solarfondsplaner ziehen Projekte aus der Schublade. Die S.A.G. Solarstrom AG in Freiburg vermarktet ab Ende März den Solarstrompark Tauberfranken. Die Gesamtinvestitionen betragen hier 1,3 Millionen Euro. Für den Bau und Betrieb der Anlagen wird eine Kommanditgesellschaft gegründet, an der sich Anleger mit mindestens 2.000 Euro beteiligen können. Vor Steuer habe man eine Rendite von sechs Prozent errechnet, so Cordula Booz, S.A.G.-Sprecherin. Das Unternehmen will auf fünf Dächern in der Main-Tauber-Region Module mit einer Gesamtleistung von 276 kW anbringen.

Die Phönix Sonnenstrom AG, die das Sonnendach der Messe München konzipiert und als Fonds verkauft hat, will im ersten Halbjahr 2004 gleich mit fünf neuen Beteiligungsprojekten auf den Markt kommen. Die Anlagen sollen eine Leistung zwischen 100 Kilowatt und einem Megawatt haben. Es handele sich jeweils um Publikumsfonds in der Gesellschaftsform einer GmbH & Co. KG, erklärt Phönix-Sprecherin Anka Leiner. Der erste Prospekt komme wahrscheinlich Mitte März heraus. Wie hoch die Mindestbeteiligung sein werde, sei noch unklar.

„Für die Rendite sind die neuen Vergütungssätze nach dem Wegfall des 100.000-Dächer-Programms maßgeblich“, meint Achim Achatz, Chef des Konstanzer Solarkraftwerksbauers Solarcomplex. Das Unternehmen will 2004 im Heimatkreis Anlagen mit einer Leistung von insgesamt zwei Megawatt errichten – ausschließlich auf Dächern. Jeder Investor muss mindestens einen 6-kW-Kraftwerksblock erwerben. Der kostet 30.000 Euro und kann in zwei Varianten finanziert werden: mit einer Eigenbeteiligung von 7.500 Euro durch einen KfW-Kredit, ohne Eigenkapital mit einem Kredit der Volksbank Konstanz-Randolfzell. Die Rendite berechnet Solarcomplex unter zwei Extrem-Annahmen. Die Kraftwerke sollen einen Ertrag von mindestens 900 Kilowattstunden (kWh) Strom je Kilowatt Anlagenleistung erbringen. Bei KfW-Finanzierung werfen sie dann acht Prozent Rendite jährlich ab. Wenn die Sonne kräftig scheint, sollen 950 kWh je Kilowatt jährlich möglich sein. Dann soll die Rendite in der KfW-Variante sogar neun Prozent betragen. Bei einer Finanzierung durch die Volksbank – also ohne Eigenkapital – sinken die Prognosen auf einen Wert zwischen sechs und acht Prozent. „Wegen der höheren Globalstrahlung werden Solarkraftwerke in Bayern und Baden-Württemberg von der neuen Regelung erneut bevorzugt“, sagt Rolf Fahle, Chef der Solar Betriebs- und Beteiligungsgesellschaft in Furth bei Landshut. „Für uns war die Wirtschaftlichkeit noch nie so gut wie jetzt.“

Der Wirtschaftsingenieur sieht schon Horden von Fondsorganisatoren auf der Suche nach Standorten in Süddeutschland einfallen. „Wir lehnen diesen Investitionstourismus ab.“ Sein Gegenentwurf dazu sind Bürgersolarkraftwerke „vor Ort“. Wer lokal tätig werden und auf eigenen oder öffentlichen Dächern Solaranlagen errichten wolle, könne sich an sein Unternehmen wenden. „Wir entwickeln mit ihm zusammen Bürgersolarkraftwerke, an denen sich die lokale Bevölkerung beteiligt.“

Auch zwei traditionelle Windfondsinitiatoren wollen in diesem Jahr erstmals auf den Markt für Solarbeteiligungen drängen. Die WPD aus Bremen will ihren Prospekt Mitte März präsentieren, die Nürnberger Umweltbank kündigt einen Solarfonds „noch in diesem Frühjahr“ an.

(siehe Interview übernächste Seite)