WAS IST KRICKET?

Wer noch nie von Kricket gehört hat, muss jetzt sehr tapfer sein. Die einfachste Version für Kontinentaleuropäer: Kricket ist eine Art Schlagball. Schon schwerer: Kricket ist am ehesten mit Baseball verwandt.

Ziel des Spiels ist es, so viele „Runs“ wie möglich zu erhalten. Diese Runs werden einem logischerweise gutgeschrieben, wenn man viel läuft. Das darf aber nicht jeder, sondern pro Spielabschnitt immer nur der mit der Kelle, der „Batsman“. Er bekommt einen Ball zugeworfen und muss ihn so wegschlagen, dass die gegnerische Mannschaft möglichst lange braucht, um ihn wieder einzusammeln. In dieser Zeit kann er laufen – immer zwischen den Wickets hin und her. Wickets? Das ist eine Brücke aus fünf Stäben, drei stehen auf dem Boden, zwei werden draufgelegt.

Aber Kricket wäre nicht Kricket, wenn es so einfach wäre. Ein Beispiel? Der Batsman bekommt den Ball nicht einfach zugeworfen, sondern der Werfer der anderen Mannschaft („Bowler“) zielt auf das Wicket. Der Batsman muss den Ball mit der Kelle abwehren. Fällt das Wicket um, ist er aus dem Spiel. Noch ein Beispiel? Es gibt nicht nur einen, sondern zwei Schlagmänner, die sich beim Hin-und-her-Rennen kreuzen und dabei mit der Kelle den Boden berühren müssen. Sonst gibt es keine Runs. Der Sport-Brockhaus braucht eine ganze, ganz klein bedruckte Seite, um die Spielregeln zumindest ansatzweise zu skizzieren. Das Wichtigste in Stichworten: 11 Spieler pro Mannschaft; das Spielfeld ist ein Oval, das bis zu 182 Meter lang und bis zu 137 Meter breit ist. Das Kricket-Regelwerk umfasst über 100 Seiten und hat 42 Kapitel. Bemerkenswert, dass zwei Schiedsrichter zur Auslegung reichen.

Kein Mensch kann übrigens vorher sagen, wie lang ein Spiel dauert. Es gibt diverse Innings, die wiederum aus bis zu 50 Overs bestehen, die sich je aus sechs Bowls (Würfen) zusammensetzen: Kricketspieler wie -zuschauer brauchen Zeit, bei Profispielen gerne mal drei Tage. Weil auf dem Spielfeld trotz allem Brimborium doch erstaunlich wenig passiert, bleibt auf den Rängen viel Zeit für jede Menge Diskussionen und ausgedehnte Picknicks.

Kricket ist von den Engländern erfunden worden – und weil es in ganz Europa niemanden gab, der es mit ihnen spielen wollte, haben sie in aller Welt Länder erobert und den Commonwealth gegründet. In diesen Staaten – von Südafrika bis Indien – erfreut sich das merkwürdige Ballspiel bis heute wahnsinniger Beliebtheit. KAB, JR