Von Touristik-Aktien hin zum Gold

Weitere Börsenentwicklung hängt davon ab, ob ETA oder al-Qaida verantwortlich ist

BERLIN taz ■ Am Tag nach den Anschlägen in Madrid kehrte auf den Finanzmärkten eine ganz langsame Beruhigung ein. Der Dax, der am Donnerstag 3,5 Prozent verloren hatte, stürzte zwar gestern gleich nach Handelsbeginn unter 3.900 Punkte. Im Laufe des Vormittags begann jedoch eine zaghafte Kurserholung. In New York fiel der Dow Jones, der aufgrund der enttäuschenden Konjunkturentwicklung ohnehin bereits angekränkelt war, am Donnerstag um 1,6 Prozent.

Am stärksten betroffen sind alle Werte, die mit Reisen zu tun haben: Tourismuskonzern TUI, gefolgt von Lufthansa und auch Flughafenbetreiber Fraport. Spanische Tourismusexperten beeilten sich gleich mit der Versicherung, dass sie keine langfristigen Auswirkungen auf den Fremdenverkehr erwarten, der in Spanien 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht.

Ob der Schock nachhaltige Auswirkungen auf die Märkte haben wird, hängt nun vor allem davon ab, wer die Schuldigen sind: „Das würde das Problem aus Anlegersicht eingrenzen“, meint der Aktienstratege Roland Ziegler von der ING BHF-Bank. „Wenn es die ETA war, dann ist es für die Märkte in Europa und den USA ein regional begrenztes Problem. Wenn es aber al-Qaida war, dann muss man mit noch Schlimmerem rechnen.“

Dies zeigte sich auch am Donnerstag in New York. Dort hatten sich die Kurse schon zu erholen begonnen, als die spanische Regierung der ETA die Schuld zuwies. Doch als Nachrichten von Hinweisen einer Al-Qaida-Täterschaft eintrafen „ging es von da an stracks nach unten“, erzählte der Wertpapierhandelschef der Commerzbank in New York, David Hegarty. Quasi automatisch setzte eine Flucht in sicherere Werte ein, vor allem Staatsanleihen, Gold und Schweizer Franken.

Dennoch glaubt Ziegler nicht, dass die Anschläge auf Dauer die Kursentwicklung beeinflussen. „Politische Börsen haben kurze Beine. Auf Dauer haben die Fundamentaldaten ein größeres Gewicht.“ Früher oder später würden die Anleger sich wieder auf die Erholung der Konjunktur und der Unternehmensgewinne besinnen. Die Frage sei nur, wann. NICOLA LIEBERT