Haus für Integration

Die jüdische Gemeinde Gelsenkirchens ist aus ihrem Gebetsraum heraus gewachsen. Im Herbst soll der Bau des neuen Gotteshaus beginnen

AUS GELSENKIRCHENELLEN REGLITZ

Die jüdische Kultusgemeinde in Gelsenkirchen benötigt dringend eine neue Synagoge. Gemeinsam mit dem Land und der Stadt will die Gemeinde im kommenden Herbst mit dem Bau beginnen. Ein Förderverein unterstützt das Projekt.

Längst passen nicht mehr alle 453 Mitglieder der jüdischen Gemeinde in den kleinen Privatraum. „Der kleine Raum im Erdgeschoss ist eher provisorisch“, sagt Judith Neuwald, Ehrenmitglied im Vorstand des Fördervereins. Mittlerweile hätte sich die Funktion des Gemeinderaums geändert. „Früher war es einfach der religiöse Anlaufpunkt, heute wird dort auch viel Integrationsarbeit für Einwanderer geleistet“, erklärt Neuwald. Die Gemeinde habe zahlreiche Juden aus Ländern der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) als Mitglieder hinzu gewonnen. Dort finden regelmäßige Deutschkurse für die Einwanderer statt.

Um der Platznot ein Ende zu machen, soll die neue Synagoge dort erbaut werden, wo vor über hundert Jahren die alte Gelsenkirchener Synagoge eingeweiht wurde. 1885 wurde das Gebäude an der Ecke Gilden-und Georg-Straße feierlich eröffnet, in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 brannten es die Nationalsozialisten nieder.

Die Kosten für das neue Gotteshaus betragen insgesamt 5,2 Millionen Euro, die jeweils zu einem Drittel von der Gemeinde, dem Land und der Stadt getragen werden. „Die Gemeinde ist nicht gerade reich“, sagt Neuwald. Deshalb will der Förderverein dabei helfen, das nötige Geld zu sammeln. Seit seiner Gründung im Januar hat er bereits 50 Mitglieder gewinnen können. Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeister Oliver Wittke (CDU) übernommen. „Wir möchten zum Ausdruck bringen, dass die Synagoge ein Anliegen der ganzen Stadt ist“, so Wittke. „Jüdisches Leben soll selbstverständlich werden und keine Besonderheit darstellen.“ Johannes Wildner, Generalmusikdirektor der Neuen Philharmonie Westfalen, ist Vorstandsvorsitzender. „Wir haben Konzerte zu Gunsten des Fördervereins geplant“, sagt Judith Neuwald.

Einige Bürger haben schon ihre Hilfe für den Bau angeboten. „Ein Handwerker will uns seine Hilfe kostenlos zur Verfügung stellen“, erzählt Neuwald. Spätestens im Herbst soll der Grundstein für die neue Synagoge gelegt werden, nach 18 Monaten Bauzeit wird die jüdische Gemeinde dann endlich über ausreichend Platz verfügen.