Buber-Rosenzweig-Medaille für Daniel Barenboim
: „Hass für einige Stunden auf null“

Der jüdische Dirigent bekam die Auszeichnung für seine interreligiöse Versöhnungsarbeit zugesprochen: gut so!

Er galt früh als musikalisches Wunderkind: Und gewiss hätte er viele seiner Versöhnungswerke nicht ohne seine Genialität am Klavier, vor allem aber am Dirigentenpult realisieren können. Daniel Barenboim, am 15. November 1942 in Buenos Aires geboren, eroberte sich im klassischen Europa seit Anfang der Sechzigerjahre einen wichtigen Platz in den Gefilden der Hochkultur. Es hätte ihm eher gelingen können, aber sein Vater verbot ihm, nach Berlin zu gehen: Nach dem Holocaust sei dort, schon der eigenen Würde wegen, kein Platz für einen Juden.

Als Barenboim schließlich in Europa mit seinem ebenso entschlossenen wie feinsinnigen – durchaus antikarajanesken – Verständnis der Aufführung klassischer Werke zum Darling der High Society avancierte, war es mit seiner Aufklärungsarbeit noch längst nicht getan. Prominent wurde er, als er mit den Berliner Philharmonikern – einst ja auch Naziparadeorchester – kurz nach der Wende in Ostberlin dirigierte: Ein Jude, der den Deutschen die Freude schöner Götterfunken nahe brachte, das hatte die Kraft erlesenster Subversion.

Später organisierte er ein jüdisch-christlich-muslimisches Musikprojekt, um, so Barenboim, das „Niveau des Hasses für einige Stunden auf null“ zu senken. Für sein Engagement erhielt er nun, am Anfang der Woche der Brüderlichkeit, in Bad Nauheim die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Wir sagen: Mabruk, Massel tov, Glückwunsch! JAF