die steile these
: Gefühlte Sicherheit

In Deutschland mausert sich der Horror des Holocaust klammheimlich zum Talisman gegen den Terror

Nur langsam dämmert uns in Deutschland, dass wir zu „weichen Zielen“ islamistischer Terroristen werden könnten. Unser Unbehagen in der U-Bahn ist so diffus wie eine Bedrohung, der eher symbolisch als effektiv begegnet wird – wie das nutzlose Muskelspiel einer „verstärkten Polizeipräsenz“ oder die Debatte um einen Einsatz der Bundeswehr im Inland zeigt. Ein Pfeifen im Walde bleibt ein Pfeifen im Walde, auch wenn es von einem bewaffneten Polizeiorchester interpretiert wird. Helfen kann da nur die private Bewältigung oder Verdrängung der Furcht.

„Wir sind alle Madrilenen“, heißt es alarmierend in der Welt, so wie „wir“ schon einmal „alle Amerikaner“ gewesen sind. Nun sind „wir“ leider auch Deutsche. Und verschweigen untereinander mit verschämter Verbissenheit, dass weite Teile der islamischen Welt „den Deutschen“ eine konspirative Sympathie entgegenbringen. Zu den irritierendsten Erfahrungen, die man als Deutscher im islamischen Ausland machen kann, gehört das joviale Schulterklopfen für den Holocaust. Es ist die Anerkennung des kleinen Metzgers für den Konstrukteur des größten Schlachthofs, den die Welt je gesehen hat.

Ein bizarrer, schäbiger, aber eben auch freier Gedanke. Uneingestanden und unausgesprochen entfaltet er nur im Dunkeln eine beruhigende Wirkung. Dass er dabei Seelen vergiftet, ist beunruhigender als die terroristische Bedrohung selbst. FRA