Der irakische Fußball beginnt sich zu regen

Trainer Bernd Stange darf noch nicht ins Land, bereitet aber schon emsig die Olympia-Qualifikation vor

BERLIN taz ■ „Einige sollen in Bagdad trainieren. Andere halten sich mit ihren Familien in Basra auf.“ So ganz sicher ist Bernd Stange nicht, wo sich die Spieler seiner Nationalmannschaft, viele von ihnen Soldaten in Saddam Husseins Armee, derzeit befinden. Im letztem November wurde der Deutsche für vier Jahre Trainer des Irak, auf den September hat die Fifa die nächsten Spiele in der Olympia-Qualifikation gegen Vietnam terminiert. In Jena wartet Stange darauf, nach Bagdad zurückkehren zu können, schon in Bälde gibt es das erste Treffen mit den neuen Führern des irakischen Fußballs.

Als Nachfolger von Udai, dem Sohn Saddam Husseins, gibt es beim irakischen Fußballverband jetzt in Absprache mit der Fifa zwei Interimspräsidenten, Hassan Saeed und Ra’ad Hammoudi, mit denen Stange in Jordanien die weitere Entwicklung besprechen wird. „Bernd Stange wird zu diesem Zweck nach Amman reisen“, erklärt Mohamed Hamida in Dubai. Hamida leitet eine im arabischen Raum bedeutende Sportagentur, gilt als besonderer Kenner des Fußballs im Irak und ist seit vielen Jahren ein guter Bekannter von Bernd Stange.

So ist es auch nicht verwunderlich, das die irakischen Kicker kürzlich vom Dubaier Nationalligaverein Al Shabab eine Einladung für ein kostenfreies Trainingslager in den Emiraten bekommen haben. „Freunde wie Mohamed, die du brauchst, wenn du ganz unten bist, sind selten“, meinte Bernd Stange beim Pressegespräch in einem Hotel in Dubai. Die irakische Fußballauswahl dürfe ab Ende Mai nach Dubai kommen. Noch ist es den Spielern jedoch nicht gestattet, ihr Land zu verlassen, diese Woche hat jedoch das Training bei einigen Erstligaklubs wieder begonnen. Es wurden auch Testspiele vor schwarz übermalten Saddam-Porträts in den Stadien absolviert.

Außerdem planen die fußballbesessenen Scheichs in den Emiraten ein Benefizspiel einer Unicef-Auswahl zugunsten der kriegsverletzten Kinder im Irak. Den ursprünglich vorgesehenen Termin im Mai haben die Organisatoren, zu denen das Rote Kreuz und die Unicef gehören, auf den 6. Oktober verschoben. „Wir rechnen mit einem ausverkauften Haus in Abu Dhabi im Stadion der Zayed Sports City“, so Mohamed Hamida. Es ist geplant, eine Unicef-Auswahl entweder gegen den FC Barcelona oder den AC Mailand antreten zu lassen. Bruno Metsu, bei der WM 2002 Coach des Senegal und jetzt Emirate-Meister mit Al Ain, soll die Unicef-Auswahl betreuen, in der Spieler wie Liberias Al-Ain-Star George Weah oder Milans Paolo Maldini stehen sollen.

Bernd Stange war zwecks Organisation dieser Partie unter dem Motto „Fußball für den Frieden“ kürzlich in Barcelona, von wo er auch eine Einladung des katalanischen Verbandes für eine Benefizpartie seines Teams im Juni mitbrachte. In den USA wiederum schlug der republikanische Kongressabgeordnete J. D. Hayworth aus Arizona gleich eine Serie von Spielen des US-Teams gegen den Irak vor, deren Erlös dem Wiederaufbau des Landes dienen solle. Inspiriert hatte ihn ein Fußballmatch zwischen US-Marines und einer lokalen Mannschaft im irakischen Najif, welches die Einheimischen mit 7:0 gewonnen hatten.

R. HENNIES, MATTI