Pfaff wandert nach China aus

Vor drei Jahren entging Nähmaschinenhersteller der Insolvenz. Nun bedeuten billige Arbeitsplätze in China das Aus

FRANKFURT taz ■ Vor knapp drei Jahren wurde die italienische Firma Rimoldi Necchi noch als Retter der Pfalz gefeiert. Heute ist der Nähmaschinenhersteller aus Mailand für viele Pfälzer der Totengräber. Denn das Unternehmen, das damals bei dem in Insolvenz geratenen Nähmaschinenproduzenten Pfaff in Kaiserslautern einstieg, ist offenbar fest entschlossen, die gesamte Herstellung und Entwicklung nach China zu verlagern.

Vor drei Jahren verloren rund 500 Beschäftigte umgehend ihren Job, 850 konnten bleiben. Der Sanierungsplan sah – mit finanzieller Unterstützung durch das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium – auch neue Investitionen in die marode Gebäudestruktur des im 19. Jahrhundert gegründeten Unternehmens vor. Nun sollen 425 Beschäftigte bei Pfaff bis Ende März ihre Kündigung erhalten, um bis zum Sommer entlassen werden zu können. Und bis Ende 2006 wollen die italienischen Mehrheitseigentümer noch weitere 150 Stellen abbauen. Die restlichen 275 Mitarbeiter könnten eventuell bleiben, wenn sich der Vorstand entschließt, die Fabrikation komplizierter Spezialnähmaschinen in der Pfalz zu belassen. Die Landesregierung geht davon aus, dass in diesem Fall auch die schon auf der Abschussliste stehenden 150 Arbeitsplätze nicht mehr zwingend zur Disposition stünden. Doch ein Gespräch zwischen dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) und Pfaff-Vorstandschef Massimo Marè am späten Dienstagnachmittag wurde ergebnislos abgebrochen. Zu hoch seien die Kosten für die Sanierung der vielfach maroden Bausubstanz, hieß es auf Seiten von Pfaff. Und auch das Angebot der Stadt Kaiserslautern, das alte Gelände der Firma zu kaufen und Pfaff einen neuen Standort im Industriegebiet Nord zu offerieren, wurde offenbar nicht angenommen. Pfaff will in China investieren und nicht mehr in Deutschland.

Bereits im Oktober 2003 schlossen die Pfaff AG und die Zoje Sewing Machine Co. Ltd. einen Vertrag über die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens. Pfaff hält die Mehrheit an Pfaff-Zoje Industrie Ltd. mit Sitz in Schanghai. Die Verlagerung des Firmenprogramms dorthin begründet der Pfaff-Vorstand mit dem niedrigen Lohnniveau. Die Betriebsräte in Kaiserlautern befürchten das Schlimmste. Sie sind gestern zu Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) gefahren. Er ist ihre „letzte Hoffnung“. Doch die Würfel sind wohl schon gefallen – in Mailand.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT