Warten auf die Handy-Revolution

UMTS ist ein Hauptthema der diesjährigen Cebit. Dennoch ist der Durchbruch der dritten Mobilfunk-Generation noch nicht in Sicht. Nutzer können in Ruhe die weitere Entwicklung der Preise abwarten. Bis 2006 jedoch sollen 20 Prozent umgestiegen sein

VON HANSJÖRG KISSEL

Die neuesten Finessen der Datenwelt werden ab heute auf der weltgrößten Computermesse Cebit präsentiert – und dennoch wird die Freude der Kommunikations-Junkies, zumindest was UMTS angeht, sicherlich verhalten ausfallen.

Bereits vor vier Jahren wurden die Lizenzen für UMTS-Mobilfunknetze versteigert, und seitdem harren die Verbraucher auf den großen Durchbruch des „Universal Mobile Telecommunications System“. Dieser Zugang ermöglicht mit einer Datenübertragungsrate von zwei Megabit pro Sekunde, das ist die 31-fache Geschwindigkeit von ISDN, beispielsweise das mobile Runterladen von Filmen, Straßenkarten, Fotos und Videos.

Zwar startete neben Vodafone auch T-Mobile ihr UMTS-Netz, E-Plus will im Juni einsteigen und auf der Cebit können die kompatiblen Super-Handys bewundert werden – aber wann diese auch in ausreichender Menge zum Verkauf stehen, bleibt weiterhin ungewiss.

Die Verbraucher müssen sich also nicht aus Angst, sie könnten den Anschluss an die dritte Handy-Generation verpassen, auf die neuen Angebote stürzen. „Abwarten ist im jetzigen Augenblick sinnvoll“, meint Christian Wey vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Technik sei zwar ausgereift, aber es sei besser, erst mal die Preisentwicklung zu beobachten.

Noch hüten sich die deutschen Betreiber, den UMTS-Durchbruch allzu großspurig zu verkünden. Zu schlecht waren die Erfahrungen in Ländern wie Italien und Österreich, wo trotz hoher Investitionen UMTS kaum in die Gänge kam.

Christian Wey ist jedoch optimistisch: „Die Konvergenz von allen digitalen Bereichen ist unvermeidlich.“ Durch das Internet surfen, fernsehen oder zum nächsten Fastfoodladen geleitet werden – alle Bereiche müssten gemeinsam angeboten werden.

Eine klare Anforderung – und dennoch setzen die Anbieter auf unterschiedliche Karten. Der Marktführer der Handy-Branche, Nokia, verzichtet beispielsweise auf UMTS und setzt vollkommen auf das „Wireless Local Area Network“ (W-Lan). Diese Vernetzung ist noch schneller als UMTS und ermöglicht etwa den kabellosen Zugang zum Internet.

Allerdings gibt es bislang nur ungefähr 1.200 Standorte, hauptsächlich in Flughäfen und Hotels, an denen das W-Lan genutzt werden kann. T-Mobile setzt daher auf eine Kombination der beiden Zugangstechniken. Der Kunde kann an den „Hotspots“ mit W-Lan diese Technik benutzen und auf UMTS zurückgreifen, wenn der Empfang schlechter wird.

Weil die Mobilfunkanbieter hohe Summen in die dritte Handygeneration gesteckt haben, ist ein Umsteigen der Kunden auf die superschnelle Datenwelt von größter Bedeutung für die Unternehmen. Bis 2006, so hoffen Anbieter wie Vodafone, werden 20 Prozent der Kunden auf die schnellen Datendienste umgestiegen sein.

Obwohl es in Deutschland nur vier großen Anbieter – T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 – mit dominierenden Positionen auf dem Markt gibt, könnte UMTS mehr Wettbewerb in die Branche bringen. „Eine weitreichende Koordination aller Teilnehmer des Telebereichs wird nötig sein, um die verschiedenen Produkte gemeinsam anbieten zu können“, sagt Wey. UMTS biete eine Plattform für solche Koordinationen, aus denen mehr Wettbewerb entstehen könne. Bieten nämlich alle Unternehmen die gleiche Technik an, so konkurrieren diese auch mehr miteinander.

Unklar ist allerdings noch, wie sich das Festnetz in diesem Wettbewerb behaupten wird. „In Großstädten könnte der feste Anschluss vollständig verdrängt werden“, vermutet Wey. Dies steht allerdings noch in den Sternen, denn mit neuen Angeboten kann sich auch das Festnetz bei neuen Kunden profilieren. Ein gutes Beispiel dafür ist die Vodafone-Tochter Arcor. Mit Hilfe ihres DSL-Breitbandes konnte sie ihren Umsatz im auslaufenden Geschäftsjahr um rund 14 Prozent steigern.