Sprachprobleme bei sächsischen Politikern

Weil er nicht deutsch redete, wird ein PDS-Abgeordneter von der CDU attackiert. Dabei wollte der Sozialist nur nett sein

DRESDEN taz ■ „Wer auf der deutschen Seite sitzt, soll deutsch reden!“ Der Lausitzer CDU-Landtagsabgeordnete Peter Schowtka ist über seinen PDS-Kollegen Heiko Kosel empört. Ort der Auseinandersetzung ist der Europaausschuss des Sächsischen Landtages. Schowtka hält es für eine „Unverschämtheit“, dass Kosel bei einer Begegnung von Ausschussmitgliedern mit den Chefs der drei nordböhmischen Bezirksverwaltungen im Februar seine Ansprache auf Tschechisch hielt.

Bei der fraglichen Begegnung mit den tschechischen so genannten Hetmännern war ein anerkannt guter Dolmetscher anwesend, der Kosels Worte wiederum ins Deutsche übersetzte. Kosel ist Sorbe, hat in Prag ein juristisches Praktikum absolviert und besitzt die tschechische Anwaltszulassung. Schowtka kündigte nun an, künftig fern zu bleiben, wenn Kosel weiterhin die tschechische oder polnische Sprache gebraucht.

„Ich dachte, ich bin im falschen Film“, sagt Kosel und zeigt sich von der späten Reaktion Schowtkas überrascht. „Das also ist die politische Klasse, die große Feierlichkeiten zur EU-Erweiterung ausrichten will!“ Er habe sein Tschechisch als eine nachbarschaftliche Geste verstanden.

Der Vorsitzende des Europaausschusses, Peter Adler (SPD), empfand es allerdings auch als „befremdlich“, wenn der Dolmetscher „die Rede eines deutschen Delegationsteilnehmers ins Deutsche übersetzen müsse“. Entsprechend den protokollarischen Gepflogenheiten würden die Tschechen auch nicht deutsch reden, obwohl sie es teilweise könnten.

MICHAEL BARTSCH