Spanien: Keine Presse-Manipulation

Regierung: Anrufe bei Medien waren „Übung der Transparenz“. Protokolle des Geheimdienstes sollen freigegeben werden. Weitere Festnahmen nach Attentat

MADRID/KAIRO dpa ■ Eine Woche nach den Anschlägen mit über 200 Toten in Madrid hat die spanische Regierung Vorwürfe der Presse-Manipulation zurückgewiesen. „Die Regierung hat nicht gelogen, sie hat nicht manipuliert, und sie hat keine Informationen zurückgehalten“, erklärte Regierungssprecher Eduardo Zaplana gestern in Madrid.

Die spanische Regierung will anhand von freigegebenen CNI-Geheimdienstpapieren nachweisen, dass sie die Öffentlichkeit nach bestem Wissen und Gewissen unterrichtet habe. Aus den Papieren gehe hervor, dass der CNI mehrere Stunden nach den Anschlägen von einer Täterschaft der ETA ausgegangen sei, betonte Innenminister Acebes.

Der Aznar-Regierung war unter anderem vorgeworfen worden, wider besseres Wissen die ETA für die Attentate verantwortlich gemacht und die Presse systematisch manipuliert zu haben. Aznar hatte persönlich die Chefredakteure großer Zeitungen angerufen und erklärt, es bestehe kein Zweifel, dass die ETA hinter den Attentaten stecke. Der Regierungssprecher erklärte, diese Anrufe seien eine „Übung der Transparenz“ gewesen. Die Vorwürfe bezeichnete er als „Verleumdungskampagne“.

Unterdessen nahm die Polizei bei der Fahndung nach den Attentätern vier weitere Nordafrikaner fest. Drei der Verdächtigen wurden in Alcalá de Henares aufgegriffen. Von dort waren die Züge abgefahren, in denen am 11. März zehn Bomben detonierten. Ein Vierter wurde in Gijón festgenommen. Er könnte in die Anschläge vom Mai 2003 mit 45 Toten in Casablanca verwickelt gewesen sein, hieß es.