Fehlstart für die Solar-Fabrik

Im Juni 2002 ging die Freiburger Solar-Fabrik AG an die Börse. Seither hat die Aktie des Herstellers von Solarmodulen rund 75 Prozent an Wert verloren. Branche optimistisch

Noch vor einem Jahr herrschte bei der Freiburger Solar-Fabrik eitel Sonnenschein. Nach dem Rekordjahr 2001 waren die Umsätze im ersten Quartal um 100 Prozent gestiegen. Dann gelang dem 1996 gegründeten Unternehmen im Juli der Gang an die Börse: eine von nur sechs Neuemissionen im Jahr 2002. Doch im 3. Quartal, dem üblicherweise umsatzträchtigsten eines Geschäftsjahres, brachen die Aufträge unvermittelt ein. So ging die Nachfrage der Fachbetriebe, mit einem Anteil von 45 Prozent Hauptkunden der Solar-Fabrik, um etwa ein Viertel zurück.

Die Bilanz des Geschäftsjahres 2002 fiel schließlich verheerend aus. Der Umsatz sank um fast ein Fünftel auf 28,5 Millionen Euro. Der Verlust vervierfachte sich auf 6,8 Millionen Euro. Die Aktie des Unternehmens setzte zum Sturzflug an. Nach einem seinerzeit nicht unumstritten hohen Ausgabekurs von 8 Euro pendelt sie bereits seit sechs Monaten nurmehr um die 2-Euro-Marke.

Der größte konzernunabhängige Hersteller von Serienmodulen in Deutschland wurde von dem Einbruch in der Hauptsaison auf dem falschen Fuß erwischt. „Wir haben den Markt vollkommen falsch eingeschätzt“, gibt Martin Schlenk zu, bei den Freiburgern zuständig für Investor Relations. Laut den Angaben wurde der Auftragsrückgang durch die schwache Gesamtkonjunktur, vor allem aber durch den ungewissen Ausgang der letzten Bundestagswahl verursacht. Die Unsicherheit über die Zukunft der Förderung von Solaranlagen habe bei den Abnehmern der Solar-Fabrik-Module zu einem massiven Auftragsrückgang geführt. Zusätzlich sei es bei laufenden Großaufträgen zu Verzögerungen seitens der Kunden gekommen.

Mit verschiedenen Maßnahmen bemühte sich die Solar-Fabrik seither, das Ruder herumzureißen. Um Kosten zu sparen, trennte sie sich erstmals in ihrer Firmengeschichte von Mitarbeitern. Außerdem führte man ein flexibles Arbeitszeitmodell ein, um auf Nachfrageschwankungen besser reagieren zu können. Mit wichtigen Lieferanten wurden kostengünstigere Preise vereinbart. Ferner verbreiterten die Modulbauer ihre Produktpalette sowie ihr Kundenspektrum. Im 1. Quartal 2003 konnten sie wieder ein leichtes Umsatzplus erwirtschaften (7 Prozent). Das Gesamtjahr hofft das Unternehmen positiv abzuschließen.

Auf den Kurs der Solar-Fabrik-Aktie hat sich dies jedoch kaum ausgewirkt. Er verharrt im Tief wie der von SolarWorld, Sunways und anderen Unternehmen der deutschen Solarbranche. Diese hat zumindest an der Börse nach dem 40-prozentigen Umsatzeinbruch des Vorjahres offenbar einen Vertrauensverlust erlitten. Zwar rechnen Experten künftig mit einem anhaltenden Wachstum, aber das 100.000-Dächer-Programm läuft zum Jahresende aus. Und es ist bislang unklar, inwiefern es die anstehende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ausgleichen wird.

Der Konkurrenzdruck billiger japanischer Anbieter wächst. Ob die Strategie der Freiburger verfängt, statt auf Masse auf Klasse zu setzen, teure, aber hochwertige Module anzubieten, bleibt offen. Doch nur dann dürfte für die Anleger der Solar-Fabrik wieder die Sonne scheinen.

JÜRGEN RÖTTGER/ECOREPORTER.DE