berliner szenen Sonntagskicken

Hopp, hopp

„Ran, ran, ran, schlaft nicht ein“, schreit der Trainer der C-Jugend über den Platz. Das Spiel läuft schleppend. Der Ball ist mehr außerhalb der Linie als auf dem Rasen. Nach einem luschigen Seitenpaß, der ins Aus geht, hebt der Trainer die orange-gelbe Fahne. Die Nummer 13 wird gegen die 15 ausgewechselt, beim Zusammentreffen klatschen die beiden Jungs sich mit der rechten Hand ab. Die Nummer 13 ist schweißüberströmt. Der Rasen aus Kunststoff wird ausdauernd von einem Hund angebellt.

Auf den Bänken aufgereiht die B-Jugend. Kleine Hähne mit von Gel aufgestellten Kämmen. Ab und an stehen sie auf und schütteln ihre Waden. „Hopp, hopp, nicht so faul, ihr seid gleich dran“, schreit ihr Trainer, der vom Spielfeldrand das Spiel der Jüngeren verfolgt. – „Das is doch vollschwul“, sagt einer der Jungs und zeigt auf den Schiedsrichter, der bei der Hitze mit Trainingsanzug herumläuft. „Det is ’n Indianer, der hier friert, von dem dürft ihr euch nich provozieren lassen“, sagt der Trainer. „Wieso Indianer, der ist doch Mongole.“ – „Weeß icke, was der is.“

Von links kommen in Zeitlupe und die Hüften bei jedem Schritt leicht nach oben schiebend zwei blond gesträhnte Mädchen mit je einem Kuchenpaket in der Hand. Platzwart 1 und Platzwart 2, der Trainer der B-Jugend, der Linienrichter und einige Väter ziehen die Bäuche ein, luchsen mit halbem Auge auf die Nabel der Mädchen, die sich setzen, die Beine übereinander schlagen und ihre Kuchenpakete auspacken. Die Jungs tun so, als wären sie nicht da. Der Trainer läuft vor den Mädchen hin und her, bis er sich abrupt zu den beiden umdreht und sagt: „Wenn ihr ’n Kaffee oder ’n Tee wollt, geht rüber zu die Bude da drüben und sagt: ‚Geht auf Rechnung von Uwe.‘ “

ANNETT GRÖSCHNER