Die Zielstrebige: Lena Strothmann

Lena Strothmann ist die einzige Handwerkskammer-Präsidentin Deutschlands – und fühlt sich in der „Männerdomäne“ wohl. Als Unternehmerin teilt sie ihren Beruf mit ihrem Mann, als CDU-Bundestagsabgeordnete macht sie Politik

„Ich wollte von frühester Kindheit an was zu sagen haben.“ Als ältestes von fünf Kindern übernahm Lena Strothmann früh Verantwortung – und deckte die Geschwister mit Aufgaben ein. „Menschen führen können, macht mir Spaß.“

Seit fünf Jahren ist die 51-jährige Strothmann die einzige Präsidentin einer Handwerkskammer in Deutschland. In der Nähe von Bielefeld führt sie mit ihrem Mann ein Modeatelier, seit einem halben Jahr sitzt sie für die CDU im Bundestag. In der „Männerdomäne“ der Handwerker fühlt sie sich wohl, auch wenn das Amt lange nicht übernehmen wollte. Sie habe ihren Vorgänger beobachtet und dabei sie oft gedacht, „das kann ich nicht“, und schließlich gewusst, „vieles würdest Du so nicht machen“. Im Juli geht ihre Amtszeit zu Ende, eine zweite scheint sicher. Dass ihr eine weitere Frau im Amt folgen wird, glaubt sie aber nicht. „Die meisten Frauen wollen sich das nicht antun.“

Die „Frauen sind faul“-Debatte um den „Heldinnen-Ausstieg“ über die Kindererziehung findet Strothmann unerträglich, dass Frauen gegenüber Männern benachteiligt werden, hält sie für „Quatsch“. Mit Fleiß könne jede Frau jede Karriere machen. „Mich hat dieses Geifern auf die Männer immer gestört, ich habe mit Männern nie ein Problem gehabt.“ Die Frauen müssten sich nur trauen, verantwortungsvolle Posten zu übernehmen.

Die CDU gehört zum Familienerbe. Vater und Großvater waren in der Union engagiert, ihre Tochter Vera sitzt seit kurzem im Vorstand der Jungen Union Bielefeld. „Das C spielt in meinem Leben eine große Rolle.“ Dabei begann Strothmanns parteipolitisches Engagement erst von sieben Jahren. Die zusätzliche Arbeit war Herausforderung. Sagen zu können, „ich habe einen Sinn in meinem Leben“, ist ihr wichtiger als Freizeit. Menschen, die ihre Zeit vor dem Fernseher verbringen, „die tun mir leid“. Das versuche sie auch ihrer Tochter zu vermitteln. Doch die 16-jährige frage ihre Mutter, die großen Wert auf Ordnung und Pünktlichkeit legt, heute auch mal: „Mama, wo lebst Du eigentlich?“ Beruf und zwei Kinder, wünsche ihre Tochter sich, erzählt Strothmann und ist überzeugt, dass die Tochter erfolgreich sein wird. „Sie hat erlebt, dass es geht.“

Strothmann konzentriert sich auf die Politik: „Ich wollte mich ab 50 auf eine Richtung festlegen.“ Die bisherige Aufgabenteilung im Familienbetrieb habe sich mehr auf die Schultern ihres Mannes verlagert, die Arbeit als Bundestagsabgeordnete steht an erster Stelle. Dabei war Strothmann von der Union bei der vergangenen Bundestagswahl gerade mal auf den 40. Listenplatz gesetzt worden – allerdings mit über 90 Prozent Zustimmung. Im Bundestag will sie für ihre Handwerkskollegen arbeiten: „Wir sagen doch immer, wir brauchen mehr Unternehmer in der Politik“. NADIA LEIHS