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Die taz – auch 2015 unabhängig

Die taz nrw feiert ihre ersten 100 Tage – mit Diskussion und rauschendem Fest: Die grüne Ikone Bärbel Höhn und CDU-Chef Rüttgers flirten verhalten, die SPD-Abgeordnete Lale Akgün lobt die taz

VON ANDREAS WYPUTTA

Die Grüne Bärbel Höhn ist Deutschlands erste Bundespräsidentin, CDU-Chef Jürgen Rüttgers noch immer Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag, die taz bleibt im Gegensatz zu anderen unabhängig – „und das ist gut so“: Die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün hatte ihre Hausaufgaben gemacht. „Ein anderes NRW, geht das“, fragte die taz – und feierte am Samstag auf der Essener Zeche Zollverein die ersten 100 Ausgaben der neuen tägliche Regionalausgabe für Nordrhein-Westfalen. Gekommen waren knapp 300 Leserinnen und Leser, Genossinnen und Genossen – und jede Menge Politprominenz: Auf dem Podium neben Höhn und Akgün Nordrhein-Westfalens CDU-Opposionsführer Jürgen Rüttgers, im Publikum die grüne Parteichefin Britta Haßelmann, dazu Landtagsabgeordnete und Pressesprecher.

Das Fazit des Podiums: NRW lohnt sich. Zwar will Höhn, wenn sie schon nach Berlin weggelobt würde, lieber als Kanzlerin regieren statt als erste Frau präsidieren, doch bleiben die bis 2015 zu erledigenden Aufgaben riesig. Deindustriealisierung, ökologische Produktion, demographischer Wandel, die bitter notwendige Integration von Migranten: Rüttgers, Höhn, Akgün und der Biobauer Paul Söbbeke zeigten sich erstaunlich optimistisch. Einzig der Praktiker Friedrich Marona, Direktor der Gesamtschule Duisburg Marxloh, warnte vor der drohenden Schaffung eines Subproletariats: „Ein Sechstel meiner Schüler lebt von Sozialhilfe, kommt ohne Frühstück zur Schule.“ Seine Forderung: Die erst am vergangenen Donnerstag vom Zukunftsrat NRW geforderte integrative Schule müsse schnellstens eingeführt, die viele Lebenschancen zerstörende verfrühte Selektion bereits nach der vierten Klasse beendet werden. „Wir haben ein ständisches Schulsystem, ganz so, als hätten wir noch eine ständische Gesellschaft.“

Eigentlich eine Steilvorlage für CDU-Chef Rüttgers – doch der wollte die Gesamtschuldiskussion der achtziger Jahre nicht wieder eröffnen, warb dagegen auch für „Werte und Moral“. So blieb der erwartete schwarz-grüne Flirt vor taz-Publikum aus. Sollte die SPD aber die Wahlen verlieren, „werden sich entsprechende Mehrheiten finden“, so die Signale des Oppositionsführers. Höhn lächelt versonnen, betont aber die Gemeinsamkeiten mit der SPD, die Genossin Akgün ist zufrieden.

Wie auch taz-Chefredakteurin Bascha Mika und Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch: Über 1.500 Leser hat die taz seit dem Start ihres neuesten Regionalteils in Nordrhein-Westfalen hinzugewinnen können, bilanzieren die beiden auf dem anschließenden Fest bei Kabarett und Musik, Münsteraner Bio-Bier und Wein. Tendenz: Weiter steigend.

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