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Kühle Atmosphäre

Flensburg rettet sich ins Handball-Champions League-Finale. THW Kiel auch im Endspiel des EHF-Europacups

Flensburg taz ■ Worte können wohl nicht beschreiben, wie sich die Spieler des SC Magdeburg nach dem 36:26-Erfolg gegen Flensburg gefühlt haben müssen. Deshalb kam Stefan Kretzschmar nach Spielende auch über ein vermeintlich analytisches Stammeln nicht hinaus. Seine roten Augen sprachen eine deutlichere Sprache. Mit zehn Toren Unterschied verloren sie das Hinspiel in Flensburg und niemand glaubte, dass die Magdeburger auch nur den Hauch einer Chance bekommen sollten, diesen Vorsprung gegen den Tabellenführer der Bundesliga in diesem rein deutschen Halbfinale einholen zu können. Sie konnten – erzielten bei der 20:30-Niederlage in Flensburg in der vergangenen Woche allerdings zu wenig Auswärtstore, um den ersten Finaleinzug der Flensburger in der Königsklasse verhindern zu können.

Einer Premiere, der sich Flensburg wohl im Vorfeld des Rückspiels zu sicher gewesen ist. So wollte Flensburgs Trainer Kent-Harry Andersson nach dem Spiel auch keine Glückwünsche annehmen. „Ich weiß nicht, ob man nach einer Niederlage mit zehn Toren Unterschied noch froh sein kann“, frotzelte er. Sein Team habe keine Geduld gehabt und den Abschluss häufig zu übereilt gesucht. Gerade Lars-Krogh Jeppesen, der im Sommer nach Barcelona wechseln wird, warf häufig zu hektisch und am Tor vorbei.

So stockte Andersson wohl auch kurzzeitig der Atem, als Jeppesen in den letzten Sekunden des Spiels mit elf Toren Rückstand, die das Ausscheiden Flensburgs bedeuteten, in einer Einzelaktion auf den Abschluss drängte – aber traf, Flensburg das Finale gegen den slowenischen Vertreter Celje bescherte und so den Jubel in der Kieler Ostseehalle unterband.

Dort erreichte der THW Kiel mit einem 35:28 gegen den russischen Vertreter Astrachan das Finale im EHF-Pokal. Nach Spielende wurden die Fans über den Zwischenstand aus Magdeburg informiert und jubelten mit jedem Treffer lauter, mit dem Magdeburg den Vorsprung auf den Landesrivalen der Kieler aus Flensburg verkürzte. Diese Rivalität lebte unter der Woche erneut auf, als Flensburg den Kielern den kroatischen Nationalspieler Lukovic als Ersatz für Lars-Krogh Jeppesen vor der Nase wegverpflichtete. Mündlich hatte der Kroate bereits in Kiel zugesagt, bei Flensburg unterschrieb er aufgrund von 20.000 Euro mehr Gehalt ein wenig schneller.

Kiels Manager Uwe Schwenker hatte sich daraufhin eindeutig positioniert. „Spieler, die so verhandeln, haben in Kiel nichts verloren.“ Es knistert wieder zwischen den Nord-Clubs. FOG

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