Bewegung in Deutschland zurück auf Los

Friedensdemonstrationen in der Pfalz nur schwach besucht. „Krieg gegen den Terror gefährlicher als der Terror selbst“

RAMSTEIN/LANDSTUHL taz ■ Man sei „zurückgeworfen worden auf den harten Kern“, konstatierte Manfred Stenner vom Netzwerk Friedenskooperative Bonn enttäuscht. Mit rund 5.000 Demonstranten hatten die Initiatoren des „Internationalen Friedensaktionstags“ in Deutschland erst in Landstuhl und dann vor der benachbarten US-Airbase in Ramstein schon gerechnet.

Doch zur Auftaktkundgebung in Landstuhl kamen gerade einmal rund 1.000 Friedensfreunde; später in Ramstein waren es dann vielleicht 1.500. Die „auch friedensbewegte Polizei“, so ihr Einsatzleiter Wolfgang Schäfer, wollte gar nur 800 Demonstranten gezählt haben, die dann den Orkanböen und dem permanenten Regen zu trotzen hatten. Und steif im Sturm flatterten und knatterten ihre Fahnen: Die roten der DKP mit Ernst Thälmann drauf, die von Attac und die bunten mit der Aufschrift „Pace“. SPD und Grüne: Fehlanzeige.

Auch die vier Veteranen der Friedensbewegung aus Gießen, die zusammen gut 280 Jahre zählten, hielten ihr zerknittertes Transparent mit der weißen Taube auf blauem Grund gleich mit acht Händen fest. Schließlich war das gute Stück schon 1983 auf der großen Friedensdemonstration in Bonn dabei. Oben auf dem Lastwagen rechnete da gerade Franz Alt die „schrecklichen Verbrechen des 11. September 2001 in New York und des 11. März 2004 in Madrid“ mit den 25.000 Toten auf, die „in der Dritten Welt Tag für Tag verhungern“. Dort sei „jeder Tag der 11. September“, wetterte Alt unter dem Beifall. Und der ehemalige Fernsehmoderator lobte die spanischen Wählerinnen und Wähler, die „den Zusammenhang zwischen Kriegspolitik und Terror erkannt“ hätten. Weil in Ramstein Atombomben vom Typ B 61-11 lagerten – wofür es offiziell keine Bestätigung gibt –, sagte Alt, dass die USA „die gesamte Pfalz in atomare Geiselhaft genommen“ hätten.

Auch der Psychoanalytiker Horst Eberhard Richter, 80, erklärte, dass „die Wende in Spanien ein Zeichen großer Hoffnung“ gewesen sei. Denn der Krieg gegen den Terror sei mittlerweile „gefährlicher als der Terror selbst“. Der Frieden aber sei nur durch „ebenbürtige Zusammenarbeit mit den islamischen Ländern“ zu erreichen.

Keiner der von den Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) geladenen RednerInnen hielt es für nötig, auch nur ein Wort über die anderen Opfer des Irakkriegs zu verlieren, die nur wenige Kilometer entfernt im größten US-Militärhospital außerhalb der USA in Landstuhl liegen: die verwundeten GIs.

Nur wenige Menschen demonstrierten auch in anderen Städten der Republik gegen den Krieg. Die meisten noch in Berlin – hier waren es rund 1.300.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT