Nobelpreis im Zwielicht

Schwedische Staatsanwaltschaft untersucht Sponsoring für Nobelpreiskomitee

STOCKHOLM taz ■ Wenige Stunden vor Verleihung der diesjährigen Nobelpreise am Mittwoch in Stockholm hat die Nobel-Medaille neue Kratzer bekommen. Die schwedische Spezialeinheit zur Korruptionsbekämpfung prüft, ob es Grund für die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens wegen Bestechung im Zusammenhang mit dem diesjährigen Medizinnobelpreis gibt.

Auch jetzt geht es teilweise wieder um ein Sponsorabkommen. Dieses hatten zwei Unternehmen der Nobel-Stiftung vor einigen Monaten mit dem Arzneimittelkonzern Astra-Zeneca geschlossen, der Patente über umstrittene Impfstoffe gegen Gebärmutterhalskrebs hält.

Nach Bekanntwerden des Sponsorabkommens bekam auch Medizinprofessor Hans Jörnvall, der Sekretär des Medizinnobelpreiskomitees, Zweifel an zu viel Nähe zwischen ökonomischen Interessen und dem Nobelpreis: „Zum ersten Mal liegt ein sehr großer Sponsor ungewöhnlich nahe an unserem Tätigkeitsbereich. Das werden wir in Zukunft diskutieren müssen.“ Laut Michael Sohlman, Chef der Nobelstiftung, konnte Astra Zeneca die Preisvergabe nicht beeinflussen, weil die Nobel-Stiftung selbst auf diese keinen Einfluss habe. Einen Einfluss auf die Preisvergabe hatte aber das Preiskomiteemitglied Bo Angelin, der als „Non-Executive Director“ im Vorstand von Astra-Zeneca sitzt. Er sagte gegenüber Medien, über einen Zusammenhang zwischen dem Preis und Astra-Zenecas Geschäften habe er nicht einmal nachgedacht und sich deshalb auch an der Abstimmung beteiligt.

Ein weiteres Preiskomiteemitglied war dem Arzneimittelkonzern bis 2006 als Ratgeber verbunden. REINHARD WOLFF