Dienstleistungsjobs sind sicher

Trotz der Finanzkrise rechnet die Branche auch im kommenden Jahr mit Wachstum und will einstellen. AGA-Unternehmensverband: Dienstleister heute krisenfester als vor sieben Jahren

„Die Beschäftigten im Dienstleistungssektor müssen sich keine Sorgen um ihren Job machen“

VON GERNOT KNÖDLER

Die Wirtschaftskrise schlägt nicht überall gleichermaßen zu. „Die Beschäftigten im unternehmensnahen Dienstleistungssektor müssen sich keine Sorgen um ihren Job machen“, sagt Hans Fabian Kruse der Präsident des Unternehmensverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung (AGA). Zusammen mit der Creditreform Hamburg hat der AGA die Konjunktur in den einschlägigen Branchen analysiert. Ergebnis: Der Sektor der unternehmensnahen Dienstleistungen erwartet auch im kommenden Jahr ein Wachstum. Die Firmen wollen ihre Belegschaften 1,9 Prozent aufstocken, sprich 20.000 zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Zum Sektor gehören die Bereiche Gebäude-Management, Finanzdienstleister, Informationstechnologie, Logistik, Marketing und Medien sowie der Service, etwa Zeitarbeit, Auskunfteien oder Labore. In Norddeutschland betätigen sich fast 114.000 Unternehmen mit knapp 1,1 Millionen Beschäftigten auf diesen Feldern. In den großen Städten spielt der Sektor eine besonders bedeutende Rolle. In Hamburg und Bremen stellt er 28 und 23 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. In Niedersachsen liegt der Anteil bei 13 Prozent.

2008 war der Umfrage zufolge ein gutes Jahr für die unternehmensorientierten Dienstleister, das vorläufig letzte einer ausgesprochenen Boomphase. Sie steigerten ihren Umsatz um fünf Prozent und stockten ihr Personal um 4,4 Prozent auf. Für das kommende Jahr wird in fast allen Bereichen weiterhin mit einem Wachstum gerechnet, das allerdings schwächer ausfallen dürfte als 2008.

Eine Ausnahme bildet die Logistik. Nach einem Belegschaftszuwachs von 3,5 Prozent in diesem Jahr planen die Firmen, im neuen Jahr 0,2 Prozent ihrer Mitarbeiter zu entlassen. Weil zuletzt immer weniger Aufträge eingingen, wollen nur noch 18 Prozent der Logistikdienstleister bei ihren Investitions- und Personalplänen bleiben. Nach starken Gewinnsteigerungen im Jahr 2008 rechnen sie für das kommende Jahr mit Gewinneinbußen, allerdings nur im ersten Halbjahr.

Selbst die Finanzdienstleister, ein Bereich, in dem die jetzige Krise ausgelöst wurde, scheinen sich keine großen Sorgen zu machen. Sie erwarten, dass ihre Gewinne, wenn auch nur schwach, weiter wachsen und wollen Mitarbeiter einstellen, wenn auch deutlich weniger als 2008.

Am wenigsten Sorgen machen muss sich, wer mit Informationstechnologie (IT) zu tun hat. Die Betriebe rechnen mit starken Umsatzzuwächsen von etwa sieben Prozent und wollen ihr Personal um rund vier Prozent aufstocken. Die Zahl der Unternehmen, die eine Gewinnsteigerung erwartet, ist höher als 2008.

Die IT-Leute im Norden konnten ihr Gehalt 2008 um sieben Prozent steigern – ein Zeichen dafür, dass qualifiziertes Personal knapp ist. Nach Einschätzung der AGA gilt das nicht nur für diesen Bereich. „Der Fachkräftemangel droht zur Wachstumsbremse für die unternehmensnahen Dienstleister zu werden“, warnt Kruse. Der Sektor benötige immer besser ausgebildete Mitarbeiter. Deshalb müsse die Qualität der Schulbildung, insbesondere bei den Schwachen, gesteigert werden.

Kruse vermutet, dass sich die Finanzkrise nur gering auf den Sektor auswirkt, weil hier überwiegend mittelständische Unternehmen aktiv seien, die sich nicht über den Kapitalmarkt refinanzieren. „Die Banken behindern generell die Geschäfte nicht“, sagt Kruse. Viele Verbandsmitglieder seien gut mit Aufträgen ausgelastet und blickten zuversichtlich in die Zukunft.

Angesprochen auf volkswirtschaftliche Rezessionsszenarien von zwei Prozent sagt Kruse: „Es gibt Branchen, die stark betroffen sind und andere, die ein ganz normales Geschäft machen.“ Um der Krise zu begegnen solle die Politik schnelle, aber langfristige wirksame Maßnahmen treffen. Sinnvoll sei es, den Solidaritätszuschlag zu streichen.