boykott in göttingen
: Vor allem gut gemeint

Aufgehetzte NPD-Zündler sollen in Göttingen versucht haben, einen schwarzen Ladenbesitzer zu verjagen. Diese Tat wäre nicht nur wegen ihres mutmaßlich rassistischen Hintergrunds zu verurteilen – umso skandalöser wäre es, wenn wirklich ein örtlicher Geschäftsmann dahinter stecken sollte. Dessen sonstige Geschäfte nun mit Boykottaufrufen zu bedrohen, hilft allerdings kaum weiter.

KOMMENTAR VON ALEXANDER DIEHL

Denn was tun die örtlichen Grünen sowie eine Reihe von Kunst- und Kulturinitiativen? Sie wollen das lokale Gratis-Kulturmagazin des wenig sympathischen Freiherrn von W. verschmähen: Von nun soll nicht mehr mit K3 zusammengearbeitet werden, auch Anzeigen will man nicht mehr schalten. Welcher Erfolg diesen Maßnahmen allerdings beschieden sein soll, ist reichlich unklar.

Wie sehr mag es Herrn von W. wohl kratzen, wenn nun ein paar alternativ Bewegte und Kulturbetriebler weniger sein Blatt lesen? Wenig vermutlich. Auch bekommt der vom nächtlichen Feuer geschädigte Ladenbetreiber dadurch kein neues Geschäft – so wenig übrigens, wie ihm durch eine Entschuldigung des Freiherrn geholfen wäre. Und die NPD? Die wird von dem ganzen Tumult nichts bemerken. Sollte sie denn überhaupt mit der Sache zu tun haben.

So gut sie also auch gemeint sein dürfte: Vor allem wirkt die jüngste Boykott-Kampagne – orientierungslos.