geläufig Von Herzen zu empfehlen

„Verflossene literarische Bewegungen sind am Ende meist nur mehr eins: verflossene literarische Bewegungen. Es mag sich dann die halbe Uni streiten, wann sie eigentlich angefangen haben; ihr Todesdatum ist jedenfalls kinderleicht zu ermitteln: exakt der Tag, an dem besagter Streit um ihre wahren Ursprünge losgeht. Bei ‚Oulipo‘ jedoch, jenem ‚Ouvroir de Littérature Potentielle‘, den in seiner ganzen Glorie der Aufmerksamkeit sämtlicher Menschen, die gerade diesen Text hier scannen, von Herzen zu empfehlen der Zweck vorliegender Sätze ist, verhält es sich anders. Hier nämlich hat man es endlich mal mit einem literarischen mouvement zu tun, bei dem einfach alles stimmt. Klingt unglaubwürdig? Ist aber wahr.“ So schrieb kürzlich der große Polemiker Dietbrett Datt in einem, wie er es nannte, „Bravem Aufsatz über Oulipo“. Einige kennen vielleicht „Anton Voyls Fortgang“ von Georges Perec, den Romen, in dem (und auch in seiner Übersetzung) kein einziges „e“ vorkommt. Anderen dürfte der Autor Harry Matthews ein Begriff sein. Und dieses Mouvement existiert noch immer. Heute setzten sich einige der Bewegten, nämlich Marcel Benabou, Anne Garréta, Jacques Jouet, Hervé Le Tellier, Ian Monk, Oskar Pastior und Jacques Roubuad ins Literaturhaus Berlin, um über „Oulipoesie – Ouliprose – Oulistoire“ zu informieren. Wir dürfen gespannt sein. Vor allem aber lässt uns diese Literatur, die heiter ist und nicht kunstvoll verdüstert, lachen. Über die Buchstaben. Über die Welt dahinter.

SUN

Literaturhaus Berlin, 20 Uhr