Obamas preisgekrönter Energieminister

Steven Chu, 60, soll neuer US-Energieminister werden. Damit holt Obama einen Physiknobelpreisträger an die Spitze seiner Vorhaben zur Energiewende in den Vereinigten Staaten FOTO: AP

Mit Steven Chu erweitert sich das neue Team Barack Obamas um einen preisgekrönten Naturwissenschaftler. 1997 erhielt der künftige Energieminister der USA zusammen mit Claude Cohen-Tannoudji und William D. Phillips den Nobelpreis für Physik für die Entwicklung von Methoden zur Kühlung und Einsperrung von Atomen mit Laserlicht.

Chus Eltern kamen 1943 von China in die USA, der Vater beendete am Massachusetts Institute of Technology (MIT) sein Studium zum Chemieingenieur, und seine Mutter studierte dort Wirtschaftswissenschaften. 1945 heirateten seine Eltern und beschlossen aufgrund der Umwälzungen in China, in den USA zu bleiben. Steven Chu kam 1948 in Saint Louis zur Welt. Er selbst sagt, er sei als Junge das „akademische schwarze Schaf“ in einer Familie von Naturwissenschaftlern gewesen. Fast alle seine Brüder und Cousins erreichten Doktorentitel. Chu blieb aber nicht hinter ihnen zurück und promovierte 1976 an der Universität von Berkeley in Kalifornien.

Um seinen wissenschaftlichen Horizont zu erweitern, wechselte er 1978 von Berkeley zu den Bell Laboratories in New Jersey, wo er mit der Erforschung von Atomen und deren Kühlung und Erfassung mithilfe von Lasern begann. 1983 gelang ihm die Messung der Geschwindigkeit von Positronium-Atomen, ein Vorhaben, an dem vor ihm etliche Wissenschaftler gescheitert sind. Vier Jahre später wurde er als Professor für Physik und Angewandte Physik an die Stanford-Universität in Kalifornien berufen. Seit 2004 ist er Direktor des Lawrence Berkeley National Laboratory, das 4.000 Mitarbeiter und ein jährliches Budget von 650 Millionen Dollar hat. Das Labor gehört dem Energieministerium. Unter Chu richtete das Institut seine Arbeit auf die Erforschung von Biotreibstoffen, künstlicher Fotosynthese und anderen Feldern der Solarenergie aus. Chu setzte sich außerdem für die Kontrolle von Treibhausgasemissionen ein.

Ein Manko Chus als Energieminister könnte seine geringe Erfahrung in der Politik und insbesondere in der Nuklearpolitik sein. Eine Aufgabe, der er sich wird stellen müssen, ist das von der Bush-Regierung forcierte Projekt eines Endlagers für Atommüll im Yucca Mountain bei Las Vegas. Der Berg liegt in einem Erdbebengebiet, und eine Koalition aus Bürgerinitiativen, Politikern, Wirtschafts- und Umweltverbänden sowie dem dort ansässigen Volk der Shoshonen bekämpft das Projekt, das vom Kongress unterstützt wird. Chu und auch Obama haben sich bereits kritisch über das Endlager geäußert.

Chu ist mit der Physikerin Jean Chu verheiratet, die beiden haben zwei erwachsene Söhne.

FRAUKE BÖGER