Steinbrück gegen Brown

Briten sind verärgert über deutschen Finanzminister. Nobelpreisträger fordert deutsches Konjunkturpaket

BERLIN dpa/taz ■ Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat die Briten verärgert – kurz vor dem EU-Gipfel in Brüssel. In einem Interview mit dem US-Magazin Newsweek kritisierte Steinbrück, dass die Briten ihre Mehrwertsteuer befristet von 17,5 auf 15 Prozent gesenkt haben, um der Rezession zu begegnen. Damit würden sich die britischen Schulden derart erhöhen, dass es eine „ganze Generation“ dauern würde, um den Haushalt wieder zu sanieren. Indirekt bezeichnete Steinbrück den britischen Premier Gordon Brown als Anhänger eines „krassen Keynesianismus“.

Brown wiederum konterte, dies sei „ganz klar deutsche Innenpolitik“. Er wolle darin nicht verwickelt werden. „Fast jedes Land auf der Welt macht das, was wir machen“, sagte er im Londoner LBC-Radio.

Das deutsche Finanzministerium versuchte inzwischen, den diplomatischen Schaden zu begrenzen. Es gehe nicht um Kritik an den „britischen Freunden“, sagte ein Sprecher. „Nichts liegt uns ferner.“

Inzwischen nimmt der internationale Druck auf die Deutschen weiter zu, ebenfalls ein substanzielles Konjunkturprogramm zu beschließen. Erst am Montag hatten der britische Premier sowie der französische Präsident Sarkozy sowie EU-Kommissionspräsident Barroso einen Minigipfel in London inszeniert, bei dem Deutschland nicht eingeladen war. Dies wurde als implizite Kritik an Kanzlerin Merkel gewertet.

Kritik kommt auch aus der Wissenschaft. Nobelpreisträger Paul Krugman schrieb am Donnerstag in seinem Blog in der New York Times, Steinbrück würde mit seiner Ablehnung eines Konjunkturpakets den weltweiten Abschwung „deutlich verstärken“. UH