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Fast immer überzeugend und ausverkauft: Der Beethoven-Zyklus in der „Glocke“ mit allen Klavierkonzerten

Zweimal war die „Glocke“ ausverkauft, ein Novum in der Geschichte der Bremer Philharmoniker. Die inhaltliche Konzeption kam also an: An zwei Tagen alle Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven. Sehr verschieden die PianistInnen, auch die Konzerte, die von 1796 bis 1809 einen langen Weg gehen vom intimen Dialog bis zum großen sinfonischen Gestus.

SpitzenmusikerInnen waren sie alle, der Italiener Fillippo Gamba mit dem wie Glasperlen transparenten ersten Konzert, die Deutsche Ragna Schirmer, die klassische Musik als „hip und trendy“ vermitteln will, mit dem äußerst verinnerlichten zweiten Konzert, der Deutsche Markus Groh mit dem ebenso explosiven wie charismatisch-meditativen dritten Konzert, der Jugoslawe Aleksandar Mazdar mit dem lyrischen singenden vierten und Nikolaus Lahusen mit dem sonst leider oft bombastisch gespielten fünften Konzert , das der Bremer Pianist allerdings – sehr überzeugend – ungemein sinfonisch konziperte: das Klavier im Orchesterklang drin.

Jedes dieser Konzepte überzeugte, nur eins nicht: die Orchesterbegleitung unter der Leitung von Michel Swierczewski. Das war nicht schlecht, das Orchester hat inzwischen einen gutes und verlässliches Grundniveau, aber der Dirigent war kaum in der Lage – oder es waren viel zu wenig Proben – auf die Spezifik der PianistInnen auch nur annähernd einzugehen. Eklatant war das zum Beispiel am Eingangsmotiv des vierten Konzertes, das der Pianist eröffnet, worauf das Orchester dann eine ganz andere Artikulation spielt.

Oder der letzte Satz des fünften: Lahusen wurde nur noch mit Gebolze geantwortet. Da war er auf verlorenem Posten. Dann gab es auch wieder sehr schöne Momente, zum Beispiel die geradezu streichelnden Klangfarben in den langsamen Sätzen des vierten und fünften Konzertes. Angesichts des großartigen Gesamtprojektes war das schlichtweg eine vertane Chance. Schade. Riesenbeifall an beiden Abenden: in der neuen Saison ist ein vergleichbares Projekt mit Werken von Johannes Brahms geplant.

Ute Schalz-Laurenze

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