Der Norden träumt vom Transrapid

In den Niederlanden steht eine Transrapid-Strecke zwischen Amsterdam und Groningen zur Debatte. Niedersachsens Ministerpräsident Wulff (CDU) möchte bis nach Hamburg verlängern. Bundesverkehrsministerium spricht von Utopie

DÜSSELDORF taz ■ Der Transrapid lebt weiter. Neuerdings wird nicht mehr nur in München über Sinn und Unsinn einer Magnetschwebebahn nachgedacht. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) äußert sich zum Thema und spricht sich für die Magnetschwebebahn aus.

Hintergrund sind die Pläne der Niederlande für eine neue Bahnstrecke zwischen Amsterdam und Groningen. Wulff möchte, dass diese Strecke über Bremen bis nach Hamburg verlängert wird und argumentiert, die Niederländer würden die Transrapid-Trasse bis nach Groningen nicht bauen, wenn es dahinter nicht weitergehe. Ähnlich wie NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD), der Ende 2002 bei der Jungfernfahrt in China auf den Geschmack gekommen war, hatte Wulff im Februar diesen Jahres auf der Teststrecke in Lathen Gefallen am Transrapid gefunden. Auch sein stellvertretender Regierungssprecher, Volker Benke, sieht die Notwendigkeit für einen Transrapid im hohen Norden: „Es handelt sich schließlich um Technik aus dem Lande.“

In den Niederlanden wird die Strecke Amsterdam-Groningen derzeit jedoch anders diskutiert: gebaut werden soll auf jeden Fall, schließlich hat die Regierung dafür bereits 2,7 Milliarden Euro bewilligt. Fraglich ist nur, welche Technik für die Verbindung gewählt wird. „Derzeit erstellen verschiedene Firmen Gutachten, auf deren Basis dann entschieden wird“, so Lars Poppes, Sprecher des niederländischen Verkehrsministeriums in Den Haag. Neben dem Transrapid sei unter anderem der InterCity im Gespräch. Entschieden werde darüber voraussichtlich im Mai.

Alternativen zum Transrapid sind auch in Deutschland Thema. Werner Reh vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in NRW hält die Vorschläge aus Norddeutschland für unqualifiziert. „Das zeugt von verkehrspolitischer Inkompetenz“, so Reh. Der Transrapid mache weder in Deutschland noch in Europa Sinn. „Vereinzelte Transrapidverbindungen führen nicht zu einer europäischen Netzentfaltung“, sagt Reh und spricht sich für Schienenhochgeschwindigkeitsnetze, wie sie für die Strecken Hamburg-Berlin und Frankfurt/Main -Mannheim geplant werden, und den Ausbau der bestehenden Verbindungen aus. „Es nützt ja nichts, wenn ich rasend schnell von Frankfurt nach Köln fahre und dann nochmal so viel Zeit brauche, um an meinen Wohnort zu kommen.“

Beim Bundesverkehrsminsterium in Berlin hält man die Vorschläge aus Niedersachsen für ein „schöne Idee“, glaubt jedoch nicht an die Umsetzbarkeit. „Das ist eine nette Vision, allerdings sollte man auf dem Teppich bleiben, besonders angesichts der aktuellen Entwicklung bei den Verkehrsinvestitionen“, so Sprecherin Alexandra Brothan.

Während in Norddeutschland visioniert wird und die Bundesregierung den Transrapid in Norddeutschland für utopisch hält, macht sich Werner Reh auch in München gegen die Magnetschwebebahn stark. „Ich habe dort jüngst einen Vortrag zum Thema ‚Wie mache ich den Metrorapid kaputt‘ gehalten.“

ELLEN REGLITZ