„Wir tun, was wir können“

Berlin ist auf dem Weg zur fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands. Sagt die Staatssekretärin für Verkehr, Maria Krautzberger im taz-Interview. Der Weg dahin ist noch weit. Eine Radpolitik des Senats gibt es erst seit 2000

taz: Frau Krautzberger, wie groß ist Ihr Interesse, Berlin zur fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands zu machen?

Maria Krautzberger: Daran haben wir ein ganz großes Interesse.

Warum werden dann in der Hauptstadt nicht mehr Radwege gebaut?

Wir tun doch, was wir können. Wir haben von Senatsseite erst 2000 überhaupt angefangen, Radwege zu bauen. Das war bis dahin allein Aufgabe der Bezirke. Wir kommen gut voran damit. Es gibt inzwischen sogar einen Fahrradrat, einen Fahrradbeauftragten und ein Fahrradreferat in der Verkehrsverwaltung.

Beispiel Friedrichstraße: neu gebaut – kein Radweg. Was das soll, weiß keiner.

Das war vor dem Jahr 2000.

So eine Fehlplanung würde heute nicht mehr passieren?

Wir setzen uns dafür ein, Berlin flächendeckend mit einem Routennetz auszustatten. Unser Schwerpunkt ist der Osten Berlins, weil da die größten Defizite sind. Bei jeder neuen Planung von Straßen wird jetzt das Rad berücksichtigt. Wir können uns da auch bundesweit durchaus sehen lassen.

Auf den Straßen Berlins sterben jedes Jahr mehr Radfahrer als anderswo. Das ist auch eine Frage der Geschwindigkeit. Warum wird Berlin nicht komplett zur Tempo-30-Zone umgewandelt?

Unser Straßennetz ist schon zu 75 Prozent auf Tempo 30 ausgerichtet. 50 km/h wird nur noch auf den Hauptverkehrsstraßen gefahren. Das Problem ist, dass der flüssige Verkehr dazu verleitet, schneller als 50 zu fahren. Deshalb wird die Fahrt durch die Innenstadt oft schneller als außen herum. Unser Ziel ist es, den Verkehr um die Innenstadt herumzuleiten.

Einige Kinder wären nicht von Lastwagen überfahren worden, wenn die Lkws einen vierten Außenspiegel gehabt hätten, der den toten Winkel überbrückt. Das ist zwar Sache des Bundesgesetzgebers, aber was tut das Land, um die hiesigen Spediteure dazu zu bringen, diesen Spiegel anzubringen?

Geld geben wir nicht. Dagegen steht die finanzielle Situation des Landes. Wir werden aber noch mal an die Berliner Lkw-Fahrer über die Fuhrgewerbeinnung herantreten und sie bitten, freiwillig einen solchen Spiegel anzubringen.

Warum spielt die Innenstadtmaut, wie sie London seit einiger Zeit mit Erfolg erhebt, in Berlin keine Rolle? Das würde den Verkehr doch stark verringern.

London hat viel mehr Autoverkehr als wir. Wir setzen auf Parkraumbewirtschaftung, um die Innenstadt als Ziel für Autofahrer uninteressanter zu machen.

Wann also wird Berlin die fahrradfreundlichste Stadt der Republik sein.

Sobald wie möglich. Aber vielleicht reicht es ja erst mal, die fahrradfreundlichste Hauptstadt Europas zu werden.

INTERVIEW: T. DENKLER