Ein blaues Tauschgeschäft

Eine neue Museumsachse ist zwischen Köln und München entstanden. Um Kosten zu sparen arbeiten zwei renommierte Häuser bundesweit zusammen. Zwei Mega-Ausstellungen wurden jetzt ausgetauscht. Ein Modell für die Zukunft ist das nicht

VON HOLGER ELFES

Das hatte es bisher in der deutschen Ausstellungsszene noch nicht gegeben: Zwei renommierte Großmuseen – das Münchner Lenbachhaus und das Kölner Museum Ludwig – haben für ihre aktuellen Ausstellungen einfach einen Großteil ihrer Sammlungen getauscht. Fast die komplette Picasso-Sammlung des Museums Ludwig, nach Barcelona und Paris die drittgrößte weltweit, ist in die bayerische Metropole verfrachtet worden, rund 80 hochkarätige Gemälde und Zeichnungen der Künstlergruppe “Blauer Reiter“ kamen dafür von dort an den Rhein. Für den Transport galt die höchste Sicherheitsstufe. Weder der Name der Speditionen noch die Abfahrtszeiten der Konvois drangen aus Angst vor Überfällen an die Öffentlichkeit.

Mit dieser Überkreuz-Präsentation konnte Kasper König, der seit gut drei Jahren das Museum Ludwig leitet, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Ausleihkosten liegen bei Null, da beide Häuser gleichwertige Exponate herausgerückt haben, die Versicherungskosten sind minimal, konnten durch einen kleinen Zuschlag zu den jeweiligen Hausversicherungen abgegolten werden. Und schließlich hielten sich die Ausgaben für den Transport der Werke in Grenzen, da sich der ganze Austausch nur zwischen zwei Standorten abspielte. “Eine solch erstklassige Ausstellung wäre ansonsten gar nicht finanzierbar gewesen“, Museum Ludwig-Sprecherin Annegret Buchholz bestätigt die Vorteile.

Wie fast alle Kultureinrichtungen muss auch das „Flaggschiff“ der Kölner Museumslandschaft aufs Geld schauen. Für Mega-Veranstaltungen, die auch internationale Besucher anziehen, reicht das kaum noch aus. In den letzten Jahren hat sich keine der avantgardistischen Ausstellungen im Museum Ludwig als echter Publikumsmagnet erwiesen. Besucherzahlen wie bei der großen Popart-Ausstellungen in den 80er und 90er Jahren bieben aus. Mit dem K 20 und K 21 in Düsseldorf sowie der Bonner Museumsmeile hat sich zudem Konkurrenz in unmittelbarer Nachbarschaft etabliert.

Mit den ausgesprochen populären Bildern von Malern wie Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Franz Marc, August Macke und Gabriele Münter soll jetzt der große Wurf gelingen. Die Zahlen klingen vielversprechend. Über 4.600 Besucher wurden allein am ersten Wochenende gezählt. Picasso kam in München bisher auch gut an. Ist das Tauschgeschäft auf Zeit also eine Modell für die Zukunft der Museumsbranche? „Eher nein“, meint Annegret Buchholz. Schließlich müssten dafür zwei wirklich ebenbürtige Partner zueinander finden, denen die jeweils andere Sammlung auch ins Konzept passt. Außerdem sei ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis nötig. In Köln sorgte dafür der stellvertretende Direktor Ulrich Wilmes, der bis Ende 2000 die gleiche Position im Lenbachhaus inne hatte. Synergien fanden sich auch bei der Suche nach Hauptsponsoren. Am Rhein wie an der Isar finanziert die jeweilige Stadtsparkasse mit.

Neuland betrat das Kölner Museum bei den Kooperationen. Hotels, Radiosender und Fluggesellschaften sind ebenso mit im Boot wie der Kaufhof, der mitten in der Fußgängerzone auf die Ausstellung hinweist.

Der Blaue ReiterBis 27. Juni 2004Museum Ludwig, Köln