Pakt gegen Raucher

Alle 192 Mitgliedstaaten der WHO stimmen Anti-Tabak-Konvention zu, die Reklame begrenzt und Minderjährige wie Passivraucher schützen will

GENF dpa/epd/afp ■ „Wer raucht, schädigt sich, seine Mitbürger und die Umwelt. Er fördert den Tabakschmuggel und verführt die Jugend.“ Auf diese knappe Formel stützte sich die Weltgesundheitsorganisation WHO, als sie begann, über eine Anti-Tabak-Konvention zu beraten. Fast vier Jahre später wurde dieses erste weltweite gesundheitliche Rahmenwerk gestern in Genf verabschiedet. „Wir handeln heute, um Milliarden Leben zu retten“, sagte die scheidende WHO-Generalsekretärin Gro Harlem Brundtland. Die Konvention tritt in Kraft, wenn 40 Staaten sie ratifiziert haben. Dies kann rund ein Jahr dauern.

Als großer Erfolg wird bewertet, dass alle 192 WHO-Mitgliedstaaten die Konvention unterzeichneten. Sie sieht ein weitgehendes Werbeverbot für Tabakprodukte vor. So soll auch die Promotion etwa von Sportwettkämpfen durch die Tabakindustrie eingeschränkt werden. Warnungen vor den Folgen des Rauchens sollen verstärkt und Steuern erhöht werden. Auch ein Verkaufsverbot an Minderjährige ist vorgesehen. Dem Passivrauchen soll durch scharfe Überwachung der Raumluft begegnet werden.

Umstrittenster Punkt war das Verbot von Tabakwerbung. Deutschland und die USA hatten ein Totalverbot abgelehnt. In dem mit der Konvention verabschiedeten Kompromiss wird jedes Land aufgefordert, „bei Achtung seiner Verfassung“ ein vollkommenes Verbot von Tabakreklame durchzusetzen. Länder wie Deutschland können sich demnach bei verfassungsrechtlichen Bedenken mit einer Beschränkung begnügen.

Diplomaten verwiesen gestern darauf, dass die eigentliche Arbeit nun erst beginnt. „Es wird gefeilscht werden“, prophezeite ein Insider. Und auch die internationale Tabakindustrie, die nach Brundtlands Worten schon vor Jahren gesagt hat, die WHO solle sich lieber um den Kampf gegen die Malaria kümmern, werde nicht ruhen. Begeistert reagierte EU-Gesundheitskommissar David Byrne. Er begrüßte die Verabschiedung der Anti-Tabak-Konvention als historischen Durchbruch.