Gegen Genfood im Honigglas

Mit der Kür zum „Biotier des Jahres“ will der Verband „Bioland“ der Biene mehr Aufmerksamkeit verschaffen

Eine besondere Auszeichnung erhält die Biene am 1. April 2004: Der ökologische Anbauverband „Bioland“ hat sie zum „Biotier des Jahres“ gekürt. Grund zum Feiern haben die bundesweit rund 40 Millionen Bienen allerdings nicht. Seitdem genmanipulierte Pflanzen in Deutschland angebaut werden, ist die Zukunft der fleißigen Insekten ungewiss.

Mit der Auszeichnung will „Bioland“ daher weniger Verdienste herausstreichen, als vielmehr auf die Gefahren hinweisen, denen die HonigproduzentInnen ausgesetzt sind. Und zwar tierische wie menschliche gleichermaßen: „Bienen sind keine Haustiere“, sagt Horst Rodig, Vorsitzender des Imkerverbands Hamburg. „Denen kann nicht einfach gesagt werden, dass sie nicht auf die Felder fliegen sollen, auf denen genmanipulierter Raps wächst.“

Bio-Imker trifft dies besonders hart. Genfood soll bei ihnen nicht ins Glas, und auch sonst sind sie an straffe Richtlinien gebunden. So müssen beispielsweise die Kästen, in denen die Bienen den Honig produzieren, nur aus Holz bestehen und dürfen nicht chemisch behandelt sein. Biobienen werden in der Winterzeit statt mit Kristallzucker fast ausschließlich mit ihrem eigenen Honig gefüttert. Und auch die vorsorgliche Behandlung der Tiere mit Medikamenten oder Antibiotika ist dem Bio-Imker nicht erlaubt.

Dass der „Bio“-Akazienhonig von Grünes Land „nicht nach Bioland-Richtlinien produziert“ wurde, steht für Bioland Geschäftsführerin Carola Ketelhodt deshalb außer Frage. Die Honigüberprüfung der Stiftung Warentest hatte dort jetzt Rückstände des Antibiotikums Streptomycin in unerlaubter Höhe zutage gefördert, das in Verbindung mit anderen Medikamenten genutzt wird, um Tuberkulose zu behandeln. Für Ketelhodt ein Skandal: „So etwas darf nicht passieren.“ Kristin Jankowski