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Kulturjecken fordern Sonne

Die Organisatoren des achten Karnevals der Kulturen begegnen der Wetter- und Finanzmisere mit innovationsfreudigem Optimismus. Barbara John wird „Sonnenfrau“

„Kein Karneval gleicht dem anderen.“ Und das meinte die Mitorganisatorin des diesjährigen 8. Karnevals der Kulturen, Brigitte Walz, vor allem im Hinblick auf den Variationsreichtum der teilnehmenden kulturellen Ethnien und sozialen Schichten. Die „spezielle Berliner Mischung“, meinte Walz gestern bei der Vorstellung des Programms, werde auch am diesjährigen Pfingstwochenende durch 105 Gruppen mit 4.200 Akteurinnen aus 80 verschiedenen Herkunftsländern gebildet.

Nun klingt das zwar nicht nach neuem Konzept, hat sich aber immerhin bewährt. Die ethnische und kulturelle Heterogenität als Grundgedanke des vor acht Jahren begonnenen Projektes, fasste Marieluise Beck, Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, prägnant zusammen: „Sich in der eigenen Kultur einschließen, bedeutet irgendwann im eigenen Sumpf zu ersticken.“ Dem Karneval sei es gelungen, kulturelle Pluralität bundesweit als einen bereichernden Charakterzug der Hauptstadt zu präsentieren. Insofern könne man sich als Erfolg anrechnen, dass er bereits in Schulbüchern auftaucht, bemerkte Anett Szabó vom Karnevalsbüro.

Zu dem Umzug am Pfingstsonntag erwarte man dieses Jahr 800.000 ZuschauerInnen. Gleich geblieben ist auch der Streckenverlauf des neunstündigen bunten Treibens auf 3,5 Kilometern. Ebenso die Idee einer Jury, die Kostüme und Maskeraden prämiert. Neu ist die Idee, dass Schilder die jeweiligen Gruppen bezeichnen und so den Überblick erleichtern werden.

Andere Neuerungen sind durch die auch hier herrschenden Geldnöte bedingt. Der Trend geht wieder zu kostengünstigeren Handwägen anstelle großer Schlepper. So begegnete der Kinderkarneval den Zuwendungskürzungen im Kinder- und Jugendbereich mit innovativen Konzepten. Man habe sich „so durchgehamstert“, indem etwa 1.400 Euro beim Kiezbingo im „SO 36“ eingespielt wurden. Ähnlich eng sah es in der Gesamtfinanzierung aus. Andreas Freudenberg von der Werkstatt der Kulturen beschrieb das Eintreiben des 350.000-Euro-Etats als akrobatischen Akt: „Wir hangeln uns durch leere Kassen.“

Eine dringend anstehende Neuerung können aber trotz aller Bemühungen nicht mal die Veranstalter garantieren: bessere Wetter. Nachdem der letzte Karneval rein wettermäßig „ins Wasser gefallen ist“, wird zwar bereits im Motto „Let the sun shine“ der Wettergott beschworen. Und Berlins Migrationsbauftragte Barbara John benannte sich getreu dem lateinischen Sprichwort „Nomen est omen“ von „Schirmherrin“ in „Sonnenfrau“ um. Mal sehen, was Jupiter dazu sagt. PAMO ROTH

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