„NRW-Baukolonne“ teert

Warnungen vor irischen Wanderarbeitern im Märkischen Kreis. „Sie geben sich als NRW-Baukolonne aus“

RUHR taz ■ Die Ordnungsämter an Rhein und Ruhr gehen wieder ihrer liebsten Beschäftigung im Frühjahr nach: Sie warnen mit eindringlichen Worten vor irischen Wanderarbeitern. Den Anfang machte jetzt der Märkische Kreis. Die vagabundierenden Werker, auch „Tinker“ genannt, seien derzeit in der Region unterwegs. „Zuletzt wurden 16 Wohnwagen in Menden beobachtet“, meldet die omnipräsente Pressestelle der MK-Kreisverwaltung. Das Ordnungsamt der Lüdenscheider Behörde „warnt die Bürger/innen des Märkischen davor, Aufträge an irische Wanderarbeiter zu vergeben“. Sie werfen den Iren gewerbliche und handwerkliche Verstöße nach dem Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit vor.

Bei der Durchführung von Asphaltarbeiten im Bereich Balve, Hemer, Iserlohn, Menden und Arnsberg seien Arbeiten nachweislich unsachgemäß ausgeführt worden. Die Polizei habe einschreiten müssen, als die Iren vergangene Woche von einem Auftraggeber statt der vereinbarten 1.700 Euro auf einmal 3.900 Euro forderten. Besonders empörend für den Landkreis: „Einige Iren geben sich als Baukolonne des Landes Nordrhein-Westfalen aus, die noch Kapazitäten frei habe.“ Diese Behauptung sei jedoch frei erfunden.

Die Behördenwarnungen vor den fleißigen Iren häufen sich, seit vor mittlerweile elf Jahren der europäische Binnenmarkt für Wanderarbeiter aus EU-Ländern geöffnet wurde. Mit Drückermethoden und Gewaltanwendung trieben einige Kolonnen ihr Salär ein, so die vielerorts erhobenen Vorwürfe. Besonders im Ton vergriff sich im Frühjahr 2003 die Pressestelle der Stadt Dinslaken. „Sie sind wie Heuschreckenplage, nur dass sie besonders aggressiv und auf Nepp aus sind“, so das PR-Amt der 70.000-Einwohner-Stadt im vergangenen März. Sogar Kinder müssten bei den Männer von der grünen Insel mitarbeiten, wenn die Kolonnen Hauszufahrten, Wege und Plätze teerten.

Seit Jahrhunderten sind „Tinker“ in Irland als fahrende Kesselflicker, Handwerksleute und Straßenarbeiter bekannt. Zogen sie in der Vergangenheit mit Ponies und Lasttieren umher, so reisen sie heute in modernen Wohnmobilen. MARTIN TEIGELER