pressschlag
: „Krrps … Lehmann, …orsicht“

Warum Eintracht Frankfurt nicht gewinnen kann, solange ihr Trainer Willi Reimann im Container einsitzt

Es müssen herrliche Zeiten gewesen sein, als diskussionswürdige Fragen im Fußball noch „Drin oder Linie?“ lauteten. Heute gibt es da nichts mehr zu überlegen – die moderne Bildübertragung klärt spätestens im Nachhinein, ob eine Hand absichtlich im Spiel war, die rote Karte gerechtfertigt, das Abseits aufgehoben.

Also müssen neue Fragen her – und die heißen schon seit Tagen, in chronologischer Reihenfolge: Wird sich das Innenraumverbot für Frankfurts Trainer Willi Reimann auf die Leistung der Mannschaft auswirken? Herr Reimann, glauben Sie, dass Ihre Abwesenheit von der Trainerbank Folgen für das Spiel haben wird? Sowie: Alexander Schur, ist die heutige Niederlage darauf zurückzuführen, dass Willi Reimann nicht am Spielfeldrand saß?

Weil es sonst keiner darf und sich das Schubsen von Fernsehreportern leider auch nicht gehört, erlaube ich mir zu antworten: Ja. Ja, die Sperre für Willi Reimann ist der wahre Grund, weshalb Eintracht Frankfurt 0:3 gegen 1860 München verlor. Die Spieler sehen ihren Trainer nämlich grundsätzlich nur auf der Bank, seit Willi Reimann kurz vor der Rückrunde einen Telepathiekurs absolvierte. Seither ist es ihm möglich, sein Team mittels Gedankenübertragung zu leiten. „Skela, Konter!“, befiehlt der Mann lautlos, und schon rast der Frankfurter Stürmer über den Platz, spielt lässig drei Abwehrspieler aus („Körpertäuschung nach links, Ervin … jetzt nach rechts …“) und macht das erste von vielen, vielen Toren. Zusätzlich studiert Reimann die Gehirne der Gegner und ist somit immer einen Schritt voraus. Er weiß, was die anderen vorhaben. „Nikolov, in die Torwartecke!“ – blitzschnell erreicht seine Anweisung den Torhüter und kann prompt umgesetzt werden. Und wenn Reimann „Hintermann!“ denkt, muss sich der von ihm belauschte Spieler eigentlich gar nicht mehr in Bewegung setzen, aber das kann der ja nicht ahnen.

Aus dem Container heraus, den der sendungsbewusste Trainer nun wegen seines Platzverweises beziehen musste – beim Spiel gegen Dortmund hatte sich der vierte Schiedsrichter zwischen ihn und seine Gedankenströme gestellt, woraufhin der sonst so stoische Reimann verständlicherweise rabiat wurde –, funktioniert die Telepathie jedoch nicht. Selbst bei gekipptem Fenster sind die Signale zu schwach und erreichen ihre Empfänger nur noch bruchstückhaft („Krrps … Lehmann, …orsicht“) – oder gar nicht mehr.

Für die nächsten Heimspiele der Eintracht sieht es also schlecht aus. Wie jedoch zu hören ist, will Eintracht-Vorsitzender Bruchhagen in einen Verstärker investieren. Noch Fragen?

CAROLA RÖNNEBURG