Jäger wollen Jagdgesetz einmotten

Bundesjägertag begann mit Attacke gegen die Änderung des Jagdgesetzes. Die steht aber im Koalitionsvertrag

BERLIN taz ■ Wieder will ein Verband am liebsten doch bittschön alles beim Alten belassen. Pünktlich zum gestern beginnenden Bundesjägertag in Münster ging der oberste deutsche Jägerlobbyist, Constantin Freiherr Heeremann: „Wir haben ein gutes, weltweit als vorbildlich anerkanntes Jagdgesetz, das auf alle Fragen eine Antwort bietet. Und das werden wir verteidigen.“

Der Präsident des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV) lehnt damit die von der Bundesregierung geplante Novellierung eines Jagdgesetzes für eine „naturnahe Waldbewirtschaftung“ ab. Die Position Heeremanns, der am Wochenende aus Altersgründen sein Amt aufgibt, dürfte in der deutschen Verbandsrepublik von Gewicht sein. Von den 340.000 Jägern vertritt der große und mächtige DJV den größten Teil. Nicht zuletzt deswegen hat auch Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sein Kommen angekündigt. Er wird die Gelegenheit zur Verteidigung des neuen Waffenrechts nutzen.

Die Änderung des Jagdgesetzes – es fußt auf einem Entwurf von 1934 und regelt zum Beispiel die Jagd auf Elche – wird vor allem von Naturschutzverbänden gefordert. Anders als radikale Tierschutzorganisationen sieht der Nabu eine Notwendigkeit für die Jagd. Diese müsste aber vom „Trophäenkult“ wegkommen hin zu einem „ökologisch nachhaltigen Wildtiermanagement“. Zusammengestrichen werden müsste auch die Liste der Tiere, die gejagt werden dürfen, fordert Nabu-Referent Claus Mayr. Von den bislang neunzig Arten blieben nach den Vorstellungen der Umweltschützer nicht mehr als zehn übrig. Dazu zählen zum Beispiel Wildschweine, Rehe, Rothirsche, Fasane oder Stockenten. Verboten werden solle die Jagd auf Greifvögel.

In der Kritik des Nabu steht auch das traditionelle Verständnis der Jäger von der Waldhege, wozu sie laut Gesetz verpflichtet sind. Diese kann nicht darauf abzielen, besonders für die Jagd geeignete Tierarten durch Fütterung oder Abgabe von Medikamenten künstlich zu vermehren. Dies widerspreche den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Wie eine künftige Novelle des Jagdgesetzes aussehen könnte, ist derweil noch unklar. Jäger und Naturschützer stehen sich unversöhnlich gegenüber. Auch die wahrscheinliche Wahl des neuen Präsidenten, des früheren CDU-Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert, wird daran wenig ändern. „Der wird am bestehenden Gesetz auch nicht rütteln und die Fronten werden wohl stabil bleiben“, meint Mayr.

Im Verbraucherministerium, das für die Novellierung zuständig ist, hüllt sich eine Sprecherin in Schweigen: „Es gibt da noch nichts Konkretes“, heißt es. Die Gespräche mit den Interessengruppen sollen im Herbst anlaufen. Mit einem ersten Änderungsvorschlag sei Anfang des nächsten Jahres zu rechnen.

MARIUS ZIPPE

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