Intervention gefordert

Nach Niederschlagung einer Friedensdemonstration warnt ivorische Opposition vor einem Völkermord

LONDON taz ■ Opposition und Rebellen in der Elfenbeinküste fordern eine internationale Militärintervention, nachdem die Niederschlagung einer Friedensdemonstration in Abidjan am vergangenen Donnerstag nach unterschiedlichen Angaben zwischen 25 und über 160 Tote gefordert hatte. „Die USA haben in Irak und Haiti eingegriffen, warum nicht in der Elfenbeinküste?“, fragte am Samstag Guillaume Soro, Generalsekretär der größten ivorischen Rebellenbewegung MPCI (Patriotische Bewegung der Elfenbeinküste), die die Nordhälfte des Landes kontrolliert.

Die UNO will ab Ende dieser Woche mit der Stationierung von über 6.000 Blauhelmen beginnen, die mit über 5.000 französischen und westafrikanischen Friedenstruppen den geltenden Waffenstillstand zwischen Rebellen und der Regierungsarmee des ivorischen Präsidenten Laurent Gbagbo überwachen und sicherstellen sollen, dass Gbagbo das 2003 mit den Rebellen geschlossene Friedensabkommen von Marcoussis samt darin vorgesehener Reformen umsetzt.

Die Regierungsarmee, gestützt von Gbagbo-treuen „patriotischen“ Milizen, hatte am Donnerstag in Abidjan eine Demonstration von Oppositionsparteien für das Marcoussis-Abkommen im Blut erstickt. Die oppositionelle Zeitung Le Patriote sprach von 128 Toten und über 50 Verschwundenen. Noch am Freitag und Samstag seien Sicherheitskräfte und Milizen in Abidjans Slumvierteln auf die Jagd nach „Fremden“ und Gbagbo-Gegnern gegangen, hieß es. Am Samstag warnte die Zeitung: „Ein Völkermord ist im Entstehen.“

Präsident Gbagbo lud seine Gegner für Montag in den Präsidentenpalast ein – der ist von Soldaten abgeriegelt, die angekündigt haben, jeden Oppositionellen notfalls zu erschießen. Die Opposition lehnte das Treffen ab. Bei Opposition und Rebellen wächst zugleich die Enttäuschung über die internationale Gemeinschaft. Die UNO hatte letzte Woche gefordert, die Friedensdemonstration abzusagen, und Frankreichs Soldaten in Abidjan griffen nicht gegen die Gewalt ein. DOMINIC JOHNSON