Erdbeben in Algerien fordert hunderte Tote

Epizentrum östlich von Algier erreicht Wert von 6,7 auf der Richterskala. Rundfunk wird Informationsbörse

MADRID taz ■ Im Norden Algeriens sind beim schwersten Erdbeben seit über 20 Jahren nach einer vorläufigen Bilanz 770 Menschen ums Leben gekommen und etwa 4.700 verletzt worden. Wie viele Menschen noch unter den Trümmern begraben liegen, weiß keiner. Das Beben mit der Stärke 6,7 auf der nach oben offenen Richterskala erschütterte um 19.45 Uhr die Region östlich der Hauptstadt Algier. Die meisten Toten (396) gab es in Bourmerdés. In der Hauptstadt Algier starben über 240 Menschen. Am Nachmittag wurden immer wieder Nachbeben registriert.

Viele Menschen suchen verzweifelt nach ihren Angehörigen. Das staatliche Radio übernahm gestern die Aufgabe einer Informationsbörse. „Wenn mich meine Angehörigen hören, möchten sie sich bitte melden.“ „Im Stadtteil ‚800 Logements‘ sind alle wohlauf.“ „Wer weiß etwas über die Besitzer des Lebensmittelladens bei der Moschee?“ Die Anrufe reißen nicht ab.

Das Erdbeben ist das Ergebnis des Aneinanderreibens der afrikanischen und der eurasischen Erdplatte im Mittelmeerraum. In Algerien haben sich seit 1954 sechs schwere Erdbeben ereignet, bei denen insgesamt 7.000 Menschen starben. Die folgenschwerste Katastrophe ereignete sich 1980, rund 200 Kilometer vom jetzigen Epizentrum entfernt. Mehr als 5.000 Menschen wurden damals getötet. RW

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