Kollision in der Luft abgewendet

Ein Privatflieger kam einer Passagiermaschine der Olympic Airways gefährlich nahe. Nachdem der Privatpilot alle Warnungen der Flugsicherung ignoriert hatte, musste die Boeing 737 ein Ausweichmanöver fliegen

Während Politik und Wirtschaft am Boden über den Flughafen Schönefeld diskutieren, hätte sich in der Luft über Berlin beinahe eine Katastrophe ereignet. Am Donnerstagmorgen wäre ein privates Sportflugzeug fast mit einer Maschine der griechischen Linie Olympic Airways zusammengestoßen, die mit 74 Passagieren an Bord den Flughafen Tegel ansteuerte.

Die Fluglotsen im Kontrollzentrum Tempelhof hatten mehrfach versucht, mit dem Kleinflugzeug der Kategorie „light“ Kontakt aufzunehmen, als dieses in den geschützten Berliner Luftraum eindrang. „Es ist Vorschrift, sich sofort beim zuständigen Tower zu melden“, weiß Markus Kirschneck, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit. Der Pilot der Kleinmaschine jedoch, die auf einen Berliner zugelassen sein soll, reagierte nicht, auch nicht auf der für solche Ereignisse vorgesehenen Notfallfrequenz.

Zur gleichen Zeit befand sich die Boeing 737 der Olympic Airways auf dem Landeanflug Richtung Tegel. Sie war schon unter der Kontrolle der Flugsicherung, als das kleine Sportflugzeug gesichtet und zunächst als „unidentifizierbares Objekt“ registriert wurde.

Rund 30 Kilometer östlich von Tegel befanden sich die beiden Maschinen auf Gegenkurs. Sofort benachrichtigten die Fluglotsen den Piloten der Linienmaschine. Der hatte schon Sichtkontakt mit dem Privatflugzeug, als er ein Ausweichmanöver einleitete und eine Rechtskurve flog. Warum der Pilot des Sportflugzeugs nicht auf die Signale der Lotsen reagierte, ist noch unklar. „Die Flugschreiber sind gesichert, müssen in den nächsten Tagen aber noch ausgewertet werden“, sagt Gerhard Schanz, Sprecher der Deutschen Flugsicherung. An einen terroristischen Hintergrund habe man jedoch keine Sekunde lang gedacht. Schanz: „In diesen wenigen Momenten geht es nur darum, professionell die Gefahr abzuwenden – unabhängig vom Hintergrund.“

Eine wichtige Rolle dürfte dieser aber für den Piloten des Kleinflugzeugs spielen. Der Vorfall wird nun von der Deutschen Flugsicherung und dem Luftfahrtbundesamt geprüft. Liegt eine Luftraumverletzung vor, kann der Pilot mit einem Bußgeld oder Lizenzentzug bestraft werden. „Generell“, so Schanz, „kommen solche Fälle äußerst selten vor.“ So selten, dass die Lotsen die Situation regelmäßig im Simulator nachstellen müssen. Den Mitarbeitern am Boden, so Schanz weiter, könnten keine Vorwürfe gemacht werden. Dass Kontrollzentrum sei voll besetzt gewesen. Auch die Tatsache, dass sich der Flugverkehr in Tegel im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10 Prozent erhöht hat, spiele dabei keine Rolle: „Der Privatpilot hätte trotzdem nicht reagiert.“ SIMONE ROSSKAMP