EINE TRAURIG-TROSTLOSE BUNDESLIGASAISON FINDET IHR VERDIENTES ENDE
: Mit Leo wär das nicht passiert

Wie konnte das alles bloß geschehen? Die Bundesliga? Laaangweilig! Europäischer Fußball? Bayernfrei, teutonenlos, unanständig italophil! Reiner Calmund! Angefressen bis ins letzte Fettpölsterchen! Und dem Kaiser ist auch schon ganz schlecht.

Dabei schien alles bestens gerichtet für eine großartige Saison. Mit stolzgeschwellter Vizeweltmeisterbrust lud man zum weißen Ballett, und vor allem war endlich das Böse gebannt: Leo Kirch, lange verantwortlich für alles, was irgendwie schief lief im Fußballland. Der kollektive Sündenbock einer geknechteten Fernsehnation lag zu guter Letzt im Staub. Das Fußballfest konnte beginnen.

Aber, ach, es kam anders. Das bittere Fazit einer jammervollen Saison: Mit Leo wär das nicht passiert. Niemals hätte es der abgefeimte Intrigenspinner zugelassen, dass die Bayern so früh so weit enteilen. Ein kleiner Anruf an seinen treuen Geheimhelfershelfer Uli Hoeneß – schon wäre der gesprungen und hätte seinen Elbers und Ballacks des Nachts kleine Bleigewichte ins Schuhwerk genäht. Und als die Münchner zum Verbleib in der Champions League Punkte gegen den AC Mailand brauchten – ein Zug um die Häuser mit Kumpel Berlusconi, und die Sache wäre geritzt gewesen. Noch viel weniger hätte sich der patente Pate bieten lassen, dass Leverkusens Calmund Europas Eliteliga zum Trainingsplatz und sein Team nach dem ersten Punktverlust zum Abstiegskandidaten erklärt. Ein diskreter Wink an die einschlägige Presse, eine kleine Resthaarprobe, und Calli wäre auf Nimmerwiedersehen in der Gummibärenzelle einer Schokoriegel-Entzugsklinik verschwunden.

Auf derlei Hilfe muss die Bundesliga künftig genauso verzichten wie der FC Bayern auf den Segen illegaler Kirch-Milliönchen. Was das heißt, liegt auf der Hand: zeitlupenreiner Heribert-Fassbender-Fußball. Allfälliges Gestümper von Bremen bis Fröttmaning, vorneweg stolpert und strunzt der FC Bollywood aus München, zu besichtigen das alles bei den Wiedergängern von der ARD. Ganz so, als würde man aus einem schrecklichen Traum erwachen, nur um festzustellen, dass die Wirklichkeit noch viel schlimmer ist. MATTI LIESKE