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Abgenudelte Themen

betr.: „Ich werde nicht untergehen“, Interview mit Andrea Ypsilanti, taz vom 12. 12. 08

Wie das Interview mit Frau Ypsilanti wiederum zeigt, hat die taz-Redaktion mit Hessen und Frau Ypsilanti ein gewaltiges Problem. Die taz mit einer Entstehungsgeschichte aus dem grün-alternativen Milieu versucht ihre Geschichte abzustreifen und reputierlich im Mainstream anzukommen – zumindest was einen Teil ihrer Redakteure betrifft.

Das absolute Desinteresse von Herrn Reinecke an den inhaltlichen, politischen Positionen von Frau Ypsilanti und sein stupides Interesse, den Gesprächsverlauf immer wieder auf die sattsam abgenudelten Themen Wortbruch, Glaubwürdigkeit und Spekulation über den kommenden Wahlausgang im Lichte dieser Vordergründigkeiten zu lenken, nervt umso mehr, als dies die Hessenberichterstattung seit Beginn der Chose bestimmt. Und jetzt wieder eine ganze Seite!

Es wäre doch interessant gewesen, von Frau Ypsilanti zu erfahren, wie sie die Scheidelinie in der Hessen-SPD bezüglich ihrer inhaltlichen Positionen vor allem in der Energie- und Wirtschaftspolitik beurteilt. Ob die Landes-SPD eine Politik, die sich in der Energie-, Sozial-,Wirtschafts- und Bildungspolitik mutig von der Regierungslinie der Bundes-SPD abhebt, durchhalten kann. Und mit welchen Widerständen in der Bundes-SPD sie zu kämpfen hatte, um eine solche Politik zum Wahlkampfprogramm zu machen. Es gab einige gute Artikel in der taz zu den Problemen des Politikestablishments mit abweichenden Frauen. Aber als Politikerin, die erfolgreich und inhaltlich diesem Establishment in allen Parteien, Wirtschaftsverbänden und Medien die Stirn bietet, ist sie nie fair und anerkennend gewürdigt worden, weil die Inhalte ihrer Politik kaum je Inhalt der Berichterstattung oder der Kommentare waren. Das ist offensichtlich eine Sache der taz-Redaktion und nicht nur einzelner Autoren.

BURKHART BRAUNBEHRENS, Ebertsheim

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