Das Opec-Kartell dreht seinen Ölhahn zu

Generalsekretär kündigt vor Treffen Produktionsrückgang an. Preise steigen – doch der Effekt wird nicht anhalten

BERLIN taz ■ Am Mittwoch trifft sich das Kartell der Öl produzierenden Länder, und es dürfte erneut an der Schraube drehen. Die Opec muss nach Ansicht ihres Generalsekretärs bei dem Treffen am Mittwoch die Ölfördermenge beträchtlich drosseln. Denn der Ölmarkt sei um rund 100 Millionen Barrel überversorgt , sagte Abdullah al-Badri bei seiner Ankunft am Konferenzort, dem algerischen Oran, am Montag. Der Ölpreis stieg danach auf über 48 Dollar.

Damit schwankt der Preis weiterhin kräftig. Noch am Freitag notierte das Barrel (159 Liter) in New York unter 45 US-Dollar, nachdem der Preis kurz zuvor mal eben schnell um 10 Prozent in die Höhe geschnellt war. Auch langfristig sind die Kapriolen des Ölpreises schwindelerregend. Anfang Juli kostete ein Fass der Nordseesorte Brent 144 Dollar – eine glatte Verdopplung innerhalb nur eines Jahres. Seitdem ist der Preis um rund 70 Prozent abgestürzt.

Nach der jüngsten Schätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) dürfte 2008 die Rohölnachfrage zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert rückläufig sein. Die Ölanalysten senkten umgehend ihre Preisprognosen: auf 30 Dollar bei der Deutschen Bank und auf nur mehr 20 Dollar bei der Bank of China. Bis aber Verbraucher und Unternehmen ihren Energieverbrauch in Reaktion auf Preisveränderungen umstellen, dauert es seine Zeit. Produzenten, Händler und Spekulanten stochern also mit der Stange im Nebel, wenn sie die Auswirkungen von ein paar Prozent mehr oder weniger Wirtschaftswachstum prognostizieren sollen. Jetzt jedenfalls lag die Planung offenbar daneben. So hoch ist das Überangebot, dass Ölkonzerne schon Tanker als Zwischenlager für überflüssiges Öl zweckentfremden.

Demnächst aber könnte dann das umgekehrte Problem drohen. „Wenn der Ölpreis niedrig bleibt, besteht die Gefahr, dass mangels Wirtschaftlichkeit mehr und mehr Fördervorhaben eingestellt werden“, erklärt Aral-Chef Uwe Franke. „Wenn dann die Wirtschaftskrise vorbei ist und der Bedarf wieder anzieht, wird es Kapazitätsengpässe geben. Dann wird der Preis nach oben schießen.“

Und welche Rolle spielen bei all dem noch die in der Opec zusammengeschlossenen Erdölförderländer? Eine Förderkürzung im November hatte den Preisverfall nicht aufgehalten. Denn die Opec leidet darunter, dass unter den Ölstaaten keine Einigkeit herrscht und viele trotz anderer Vereinbarungen einfach fördern, so viel sie wollen. NICOLA LIEBERT