Keine Zeit fürs Bummeln

betr.: „Aus für das Bremsstudium“, taz vom 24. 3. 04

Falsch an dem Artikel ist, dass Minister Frankenberg das Pädagogik-Studium in Baden-Württemberg verkürzen will. Da hätte ein Anruf beim Wissenschaftsministerium genügt! Dafür verkürzen sich die Vorlesungszeiten auf zwölf Wochen pro Trimester, und gerade deshalb befürchten StudentInnen, dass dies zu „inhaltlichen Einbußen“ führt, weil gute Dozenten an Unis abwandern, wo sie mehr Zeit für die Forschung haben, und Themen in Seminaren nicht mehr ausführlich behandelt werden können, weil die Zeit eben doch fehlt. Toll, wenn sich die LehrerInnenausbildung verschlechtern würde. Vielleicht fahren wir dann das nächste Mal einen absoluten Minusrekord bei Pisa ein.

Schön, dass in anderen Ländern anders, länger bzw. kürzer und zuweilen in Trimestern studiert wird. Aber wie sehen die restlichen Rahmenbedingungen in diesen Ländern aus? Und wie finanzieren StudentInnen dort ihr Studium, wenn sie keine reichen Eltern haben? Da hätte ich mehr Infos erwartet, als nur den oberflächlichen Hinweis, dass Frau Witte dem Trimestermodell etwas abgewinnen kann, weil sie selber so im Ausland studiert hat. Interessiert aber keinen, wo Frau Witte studiert hat, sondern Fakten. Dabei frage ich mich, wer die Kohle dafür hat, dies an der Uni von Sussex zu tun.

Die StudentInnen schlagen deshalb nicht „lang, langfristig, langsam“ vor, um etwa den „Praxisschock hinauszuschieben“ (taz, bitte, was für ein Blödsinn!), sondern Gespräche zu einem umfassenden Plan. Denn gebastelt und geflickt wird schon viel zu lange am deutschen Bildungssystem. Vielleicht hätten die Autoren vorher mal in eine Uni gehen sollen, um sich über die aktuellen Studienbedingungen zu informieren. Denn da bleibt kaum Zeit für Bummeln und Bremsen. UTE SCHILLING, Schorndorf

Einige Politiker und sämtlich Hochschulrektoren geben zu bedenken, dass mit der Trimestereinführung große Schwierigkeiten verbunden sind.

Der Einwand, dass viele der Studierenden ihren Lebensunterhalt in den Semesterferien verdienen müssen, wurde heruntergespielt. Es scheint gerade so, als ob die Studenten sich nur ihren Urlaub verdienen und diesen dann nehmen würden. Doch in der vorlesungsfreien Zeit wird neben dem Arbeiten ja auch noch gelernt, und einige der Klausuren werden in den so genannten Semesterferien geschrieben. Auch viele Praktika sind in dieser Zeit.

Außerdem scheint niemand zu bedenken, dass gerade die Studenten an der PH oft noch viele andere Aspekte in ihrer Freizeit berücksichtigen müssen oder wollen: Gerade an der PH gibt es sehr viele Frauen mit eigenen Kindern, die eben nicht nur studieren, sondern sich auch noch um ihre Familien kümmern müssen. Werden die Trimester eingeführt, so ist es für einen sehr großen Teil dieser Frauen mit Sicherheit nicht mehr möglich, ihr Studium zu beenden oder ein Studium zu beginnen.

Des Weiteren gibt es gerade an den PHs eine sehr große Anzahl an Studenten, die in der ehrenamtlichen Jugendarbeit aktiv sind. Sollten jetzt wirklich die Trimester eingeführt werden, so sehe ich hier ein weiteres Problem auf die verschiedenen Jugendvereine und -verbände zukommen. ANNEKATHRIN WAGNER, Weingarten