Tierische Probleme beim Putenkeulen

Die Geflügelpest im Landkreis Cloppenburg weitet sich aus: Neun weitere Betriebe stehen unter Verdacht. Inzwischen sind 200.000 Puten getötet worden, das sind so viele, dass sich die Behörden nun um die Entsorgung sorgen

Sie ist nicht gut fürs Geflügel-Image. Auch wenn die meisten Landwirte gegen Verdienstausfälle durch die Gefügelpest bei so genannten Seuchenkassen versichert sind: Das Putenvirus trifft die Branche genau in der Hauptsaison, in der Vorweihnachtszeit. Wer wollte da noch zugreifen: Um die Ausbreitung der Geflügelpest einzudämmen, sind allein gestern in Niedersachsen 20.000 Tiere getötet worden.

Insgesamt wurden bislang in 14 Mastbeständen 200.000 Puten mit Gas umgebracht. Betroffen sind bislang Höfe in Garrel, Bösel und im Friesoyther Ortsteil Gehlenberg. Allerdings gebe es noch neun weitere Verdachtsfälle, teilte der Landkreis Cloppenburg am Dienstag schon mal vorsorglich mit. Am Montag waren erst neun Betriebe in der Region von der milden Form der Geflügelgrippe befallen. In der Region gibt es zwölf Millionen Stück Geflügel, davon drei Millionen Puten. Es handle sich um den „niedrig pathogenen“ Virus H5N3, völlig ungefährlich für Menschen, betont das Landwirtschaftsministerium in Hannover ohne Unterlass.

Da es sich anders als die schwere Form der Geflügelpest bei den Tieren nur durch weniger Appetit und Apathie bemerkbar mache, sei das Virus offenbar lange nicht entdeckt worden, sagt der Sprecher. Die Puten müssten nach EU-Vorgaben gekeult werden, damit „sich nicht noch ein Virus draufsetzt oder es zu weiteren Krankheiten kommt.“

Angesichts der rasanten Ausbreitung befürchten die Behörden inzwischen Probleme bei der Entsorgung der gekeulten Tiere. Falls die drei Tierkörper-Beseitigungsanlagen in der Region nicht mehr ausreichten, müssten Alternativen vorbereitet werden, sagte Ansgar Meyer, Sprecher des Kreises Cloppenburg. In den Anlagen lassen sich pro Woche 3.200 Tonnen Geflügel entsorgen.

Das Landwirtschaftsministerium prüft derzeit, ob Kadaver auch zu Anlagen in anderen Bundesländern gebracht werden können. Als letztes Mittel sei auch eine Kompostierung der Kadaver in den Ställen bis zur Verrottung denkbar. Seuchenrechtlich sei dies unbedenklich: „Die toten Tiere scheiden das Virus nicht mehr aus“, erklärte Meyer.

Bei der Kompostierung werden die Kadaver aufeinander geschichtet und verwesen. Wie stark sich Gerüche bei diesem Verfahren entwickeln, kann Meyer nicht sagen. Die Ställe seien aber derzeit ohnehin nicht benutzbar, da neue Bestände in den nächsten 21 Tage nicht gebildet werden dürfen.

Auch in Bremen und Bremerhaven muss alles Geflügel nun endgültig in den Stall. Das Land hat die bislang geltenden Ausnahmegenehmigungen von der Stallpflicht ausgesetzt.

KAI SCHÖNEBERG