Sprengsätze in Pariser Luxuskaufhaus deponiert

Explosion bleibt aus. Dynamitstangen verfügen nicht über Zünder. Gruppe fordert Truppenabzug aus Afghanistan

PARIS taz ■ Fünf Dynamitstäbe in der Männertoilette im dritten Stock des Kaufhauses Printemps im Zentrum von Paris haben am Dienstagvormittag für mehrere Stunden das Weihnachtsgeschäft unterbrochen. Der Sprengstoff, an dem keine Zünder befestigt waren, lag an der Stelle, die in dem Bekennerschreiben einer „Afghanischen revolutionären Front“ beschrieben war, das zuvor bei der Nachrichtenagentur AFP einging.

Von dieser Gruppe hatte vor dem Dienstagvormittag nie jemand gehört. In dem Bekennerschreiben heißt es: „Gebt diese Botschaft weiter an euren Präsidenten und sagt ihm, dass er vor Ende Februar 2009 seine Truppen aus unserem Land abziehen soll. Andernfalls werden wir in euren großen kapitalistischen Geschäften zur Aktion übergehen. Und dieses Mal, ohne euch vorab zu warnen.“ Einen Hinweis auf die Taliban oder den Islam enthält das Bekennerschreiben nicht. Die französischen Ermittler versuchen, herauszufinden, ob es sich dennoch um eine islamistische Fährte handelt. Im November hatten afghanische Taliban im TV-Sender al-Arabia Paris mit Attentaten gedroht, falls es sich nicht aus Afghanistan zurückzieht.

Die Dynamitstäbe waren in dem meist frequentierten Geschäftszentrum von ganz Europa platziert. In den drei Gebäuden von Printemps und dem benachbarten Kaufhaus Lafayette gehen täglich eine viertel Million Menschen ein und aus. Erst eine Woche zuvor hatte die französische Innenministerin Michèle Alliot-Marie zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für die sensible Zone zwischen alter Opéra und Boulevard Haussmann im 9. Pariser Arrondissement in die Wege geleitet. Bei einer Pressekonferenz nach der vorübergehenden Evakuierung des Kaufhauses Printemps erklärte der Geschäftsführer am Dienstag, dass auch die Sicherheit im Geschäft verstärkt worden sei.

Frankreich hat 2.785 Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Sie kämpfen unter Nato-Kommando. Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte vergangenen Sommer angekündigt, dass er die französische Militärpräsenz noch verstärken will. Am Mittwoch rief Sarkozy in Straßburg zu „Wachsamkeit“ und „Härte“ gegenüber dem Terrorismus auf. „Das ist die einzig mögliche Linie, gegenüber Terroristen kann man nicht nachgeben. Man muss sie bekämpfen.“ DOROTHEA HAHN