Die Spur führt nach Marokko

Spanien hat gegen fünf marokkanische Islamisten Haftbefehl erlassen. Sie sollen verantwortlich sein für die Toten von Madrid

AUS MADRID REINER WANDLER

Jetzt ist es offiziell. „Alle Untersuchungen gehen in Richtung Islamische Marokkanische Kampfgruppe“ (IMK), erklärte der spanische Innenminister Angel Acebes. Auf der Pressekonferenz zu den Ermittlungen über die Urheber der Anschläge vom 11. März in Madrid, bei denen 191 Menschen getötet und 1.500 verletzt wurden, gab Acebes bekannt, dass Ermittlungsrichter Juan del Olmo gegen fünf hochrangige Mitglieder des in den 90er-Jahren gegründeten Al-Qaida-Ablegers internationale Haftbefehle erlassen hat.

Unter den Gesuchten befindet sich laut spanischer Presse Abdelkrim Mejjati. Der 36-jährige Millionär, der als Kopf der IMK gilt, soll sich kurz vor den Anschlägen gegen die Pendlerzüge in der spanischen Hauptstadt aufgehalten haben. Die marokkanische Justiz sieht in ihm zudem den Verantwortlichen für die Anschläge von Casablanca am 16. Mai 2003, die 45 Menschenleben forderten.

Innenminister Acebes geht davon aus, dass mindestens zwei der Gesuchten nach Marokko geflüchtet sind. Andere Verdächtige könnten in Europa untergetaucht sein. „Wir arbeiten auch mit Deutschland und dem Vereinigten Königreich zusammen“, erklärte Acebes.

Gestern reisten General Hamidu Laangri, Chef der Nationalen Sicherheit Marokkos, sowie sein Kollege von der politischen Polizei DST, General Ahmed Harari, nach Madrid. Sie wollen die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern verstärken. Laut Presseberichten übergaben die spanischen Behörden den Marokkanern unzählige Fingerabdrücke, die in dem Haus südöstlich von Madrid gefunden wurden, das dem Terrorkommando als Bombenwerkstatt gedient hatte. Im Gegenzug übergaben die Marokkaner DNA-Proben, die sie in der Familie Mejjatis genommen haben, um überprüfen zu können, ob sich Mejjati in dem Landhaus aufgehalten hat.

Bei Gegenüberstellungen am Montag haben sechs Augenzeugen der Anschläge drei der inhaftierten Marokkaner wieder erkannt. Sie sind sicher, die Verdächtigen im Zug beziehungsweise auf dem Bahnhof gesehen zu haben. Bei ihnen handelt es sich um Dschamal Sugam, den Besitzer des Telefonladens, in dem die Handys für die Zeitzünder manipuliert wurden, um dessen Halbbruder Mohammed Cahoui, Mitinhaber des Geschäfts, sowie um den Syrer Basel Ghayoun. Gegen Ghayoun wurde Haftbefehl wegen 191fachen Mordes erlassen.

Damit sitzen vier der insgesamt 24 Verhafteten wegen direkter Tatbeteiligung in Untersuchungshaft. Die Ermittler gehen davon aus, dass mindestens fünf weitere Personen zur Ausführung der Anschläge nötig waren.

Im nordspanischen Asturien werden nun zwei weitere Personen gesucht. Von dort stammt der Sprengstoff oder zumindest der größte Teil des Dynamits, das bei den 14 Bomben zum Einsatz kam. In diesem Zusammenhang sitzen bereits ein frühverrenteter spanischer Bergarbeiter sowie sein Schwager in Haft.