Play it again, Rita

„The Making Of – Songs to survive“ stellt die Produktionsbedingungen der Pop-Branche in Frage

Katharina Oberlik und Ilia Papatheodorou stehen nebeneinander und schrabbeln ein mexikanisches Volkslied auf ihren Gitarren. In Unterhose und Rüschenbluse, vor ihren Beinen baumeln Westernröcke aus Pappe. Die kahlen Berge im Hintergrund, ja sogar der Sombrero auf ihrem Kopf, alles ist hier aus Pappe. Die drei Mitglieder vom Performance Kollektiv „She She Pop“ mimen so auf der Kampnagel-Bühne die Folkloreband las Campesinas.

Die trutschige Formation hofft auf ihren großen Durchbruch im Showbiz. Sie singen schlecht, sie verspielen sich, man sei eine Durchschnittsband, konstatiert Katharina Oberlik selbstironisch. Sie ist gleichzeitig Showmasterin in „The Making Of – Songs to survive“.

Überspitzt stellen vier Bands die der Popbranche eigene Selbstüberschätzung zur Schau. Was an Clips auf MTV und Co. flimmert, sind nämlich schnell geschnittene und computerverfremdete Produkte oft dilettantischer Auftritte. Es gibt zwei Sorten von Bands, findet Oberlik: „Die Old School Bands, die können Gitarre spielen und rauchen, und die New School Bands, die machen elektronische Musik und können oft kein Instrument mehr spielen.“

Dank Hightech-Bearbeitung kommt dann eben am Schluss doch ein Produkt heraus, das sich vermarkten lässt und den Traum von großer weiter Popwelt weckt.

Was passiert aber, wenn die Nachbearbeitung wegfällt? Wenn die Bands mit Low-Budget Mitteln ihren eigenen, ungeschnittenen Clip erstellen müssen und dazu nur zwanzig Minuten Zeit haben? So die Bedingungen für die vier Bands in Oberliks Show. Sehr zum Amüsement der Zuschauer lösen alle Bands das Problem auf ihre eigene Art. Die alternde Hard Rock Boy Group in Love setzt auf Pimmel-Präsenz. Deshalb stopft der Sänger einen Packen Strümpfe in seine bunte Leggings, um dann grölend vor der kleinen Videokamera auf und ab zu hüpfen.

Schwer zu tun hat Kamerafrau Fanni Halmburger. Denn zum richtigen Zeitpunkt muss sie entweder einen Blümchenrahmen, Farbfilter oder Kunststoffgetier vor die Kamera halten, um so einen lächerlichen Hauch von Popwelt zu produzieren. Weil das nicht immer klappt, müssen die Bands häufig wieder von vorn anfangen. Der Spaß funktioniert, weil alle die Gesetze der Popbranche stets aufs Neue brechen. In ironischer Distanz zu ihren Songs und den Produktionsbedingungen. Katrin Jäger