Ausgetütet

Die Frau, mit der ich lebe, will immer was mitgebracht haben. Und wer bin ich, dem nicht zu willfahren. Also habe ich vor ein paar Tagen zugegriffen und für die Gefährtin aus dem Regal neben der Kasse die „wentoys-Superwundertüte“ gegriffen. Enthält die doch in der rosa-orangenen Ausführung „tolle Überraschungen für Mädchen“ und ist laut Sprechblase über einem im Zustand der Beglückung abgebildeten Knaben „Echt cool!“ Da bleibt dem Mädel, das ihm gegenübersteht, glatt der Mund offen. Damit wären wir schon beim Kleingedruckten, den Hinweisen auf die „choking hazards“, zu Deutsch: „Kleinteile können verschluckt werden.“ Zumindest das Problem hatte die Gefährtin nicht. Mit glänzenden Augen zog sie „Jenny“, die „elfeinhalb Zoll Fashion Doll“, aus ihrer Tüte. Und in der Tat: Jenny macht was her. Eine blonde Mähne bis über den Hintern und Beine bis zum selben. Die weißen Pumps sind an den Hacken zwar unerklärlicherweise ein paar Nummern zu weit, dafür sitzt das kleine Rote so knapp, dass sich auch einer Vierjährigen unschwer erschließt: Fashion Dolls tragen keine Unterwäsche. Ich fand, für 2 Euro 49 konnte die Gefährtin nun wirklich nicht meckern. Tat sie aber doch. Meine Wundertüte – blau, versteht sich – barg immerhin eine kleine Schultafel samt Schwämmchen und zwei Stück Kreide. Inkonsequenterweise zeigte die Verpackung ein Mädchen mit pinkfarbenem Pferdeschwanz, das eines dieser „Super Quality Pieces“ schwang. Daraus wurden natürlich sofort Besitzansprüche abgeleitet. Ich wollte ja tauschen, aber die Gefährtin meinte, für Jenny sei ich noch nicht reif genug. So sind Mädchen eben.